Krefeld VFR Fischeln: Lipinskis Abenteuer in Übersee

Der Mittelfeldspieler des VfR Fischeln verlässt den Club im Sommer — und verbindet Fußball und berufliche Weiterbildung in den USA.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Seit seinem dritten Lebensjahr ist Alexander Lipinski beim VfR Fischeln. Bis auf ein kurzes Intermezzo bei Bayer Uerdingen und Borussia Mönchengladbach hat er seine fußballerische Heimat immer an der Kölner Straße gehabt. Lipinski ist ein Eigengewächs, er lebt mit seiner Familie im Fischelner Südwesten.

Der Ort seiner Sehnsucht jedoch liegt woanders. Der 21-Jährige hat sich zu einem nicht alltäglichen Schritt entschieden. Lipinski wird ab dem Herbst für eine Universität in Amerika spielen. Einem Stipendium sei Dank. Den Großteil der Kosten muss er nicht selbst tragen. Eine Agentur prüft mit ihm zusammen derzeit noch verschiedene Optionen. Studieren will er Business- und Administrations-Management. Als Zusatz zu der Ausbildung im Bereich Logistik, die er in der Firma seines Trainers Josef Cherfi abgeschlossen hat.

Dass er Fischeln und den VfR verlässt, ist sicher. Nur wohin es ihn in die Vereinigten Staaten verschlägt, das weiß er noch nicht. Der Offensivspieler sagt: „Ich bin persönlich ein Fan von Amerika, auch wenn ich noch nie dort war. Fußball spielen, Auslandserfahrung und Studium in einem — das kann man so nur in den USA haben.“ Auf dem Campus leben, zwei Minuten vom Hörsaal bis zum Fußballplatz, den American Way of Life — das sind Dinge, die Lipinski reizen. Die Verbindung von Schule und Sport an einem Ort.

Sein früherer Mannschaftskollege Tim Kasparek studiert im US-Bundesstaat Ohio, berichtete ihm und empfahl ihm die Agentur. Seitdem hat es den 21-Jährigen gepackt: „Man kann in den USA Urlaub machen. Die Chance ein College zu besuchen, hat man aber nur einmal im Leben.“

Die Frage nach der Wehmut muss gestellt werden, wenn einer doch so in Fischeln verwurzelt ist: „Es ist kein einfacher Schritt. Ich bin hier aufgewachsen, ein Familienmensch. Der VfR ist ein super Verein. Es ist ja erst einmal nur für zwei Jahre.“

Anfang August geht es für Lipinski in den Flieger. Einen Monat Training, im September beginnt die Meisterschaft. Lipinski sagt: „Das Niveau ist etwa gleich hoch wie hier in der Oberliga. Die Trainingsmethoden aber sind besser. Es gibt fünf bis sechs Trainer pro Mannschaft, die Vollzeit arbeiten. Das sind ganz andere Ressourcen, es steht viel mehr Geld zu Verfügung.“

Sein Trainer Cherfi indes bedauert den Schritt. Er sieht zumindest die sportliche Entwicklung seines Schützlings in Übersee ob des Niveaus skeptisch. Immerhin gab es für Lipinski in der Vergangenheit schon Anfragen aus höheren deutschen Ligen. Und nicht jede amerikanische Universität formt Spitzensportler. In den restlichen sieben Spielen, mit dem Auswärtsspiel bei der SSVg. Velbert am Sonntag geht es für Lipinski mit dem VfR nur noch um die Platzierung und darum, das Vorjahresergebnis (49 Punkte) noch zu toppen: „Der vierte Platz wäre schön.“ Ob es seine letzten Spiele im grün-weißen Trikot werden, kann er noch nicht sagen. Eine Rückkehr zum VfR in zwei Jahren schließt der Krefelder jedenfalls nicht aus.