Schlechte Mess-Werte Messungen zeigen: Krefeld ist vor allem in Mitte dreckiger geworden

Krefeld · Die Sauberkeitsmessung der Straßenzüge in Krefeld zeigt einen schlechteren Zustand besonders in Mitte, Königshof und Stahldorf auf. Die Reinigungskolonnen sollen deshalb anders eingesetzt werden.

Die Bereiche um die Recycling-Container sind in Krefeld besonders häufig stark verschmutzt. Hier wird anderer Müll illegal entsorgt. Deswegen wurde der Reinigungstakt schon erhöht. Aber kaum sind die GSAK-Mitarbeiter weg, liegt oort der nächste Abfallhaufen.

Foto: Ja/Bischof, Andreas (abi)

In den ersten sechs Monaten des Jahres war es nicht gut um die Sauberkeit in Stadtmitte, Süd und Stahldorf bestellt. Das zeigen die Mess-Ergebnisse der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld (GSAK). „Nicht zufriedenstellend“ nennt es deren Chef Wilfried Gossen. Und auch mit dem Gesamtergebnis für Krefeld ist er nicht zufrieden. Eine 9,2 kam als Wert für die komplette Stadt im ersten Halbjahr zusammen. Die Skala reicht dabei von der 1 für einen „sehr guten“ Zustand bis 30 für „sehr dreckig“. Die 10 gilt als guter Standard.

Abfälle, Wildwuchs und Graffiti – alles fließt in Messergebnisse ein

Dass Gossen mit einer 9,2 nicht zufrieden ist, liegt auch am vergangenen Jahr. Da hatte sich der Wert nämlich auf 8,7 hinuntergeschraubt. „Immerhin sind wir derzeit noch etwas besser als zum Start der Sauberkeitsmessung“, sagt Gossen. Da lag der Wert bei 9,7. Seit 2016 erfasst einer seiner Mitarbeiter mit einer speziellen Software und einer per Zufallsgenerator entstehenden To-do-Liste die Sauberkeit beziehungsweise das Gegenteil in Straßenzügen der Stadt.

Dabei wird nicht nur der Zustand der jeweiligen Straße und Fußgängerwege bewertet, sondern auch der von Parkplätzen, den Bereichen um Bushaltestellen, Wertstoffsammelplätzen, in Unterführungen oder rund um Papierkörbe. Auch Wildwuchs oder Graffiti fließen in das Ergebnis ein – und damit also nicht nur Faktoren, die die GSAK als Stadtreinigungs-Unternehmen selbst beeinflussen könnten.

In der aktuellen grafischen Auswertung für 2019 liegt Gellep-Stratum als einziger Ortsteil unter einem Wert von 8 dabei im wahrsten Sinne im grünen Bereich (siehe Grafik). Im Prinzip ist es wie beim Überqueren einer Kreuzung mit Ampel: Grün ist super, gelb ist noch in Ordnung, Rot geht gar nicht. Oder wie Wilfried Gossen sagt: „Was in Richtung Rot geht, ist nicht zu akzeptieren.“ Und waren im ersten Halbjahr Mitte, Süd und Stahldorf, die den Zehner-Wert überschritten. Die als schlecht bewerteten Straßenabschnitte konzentrieren sich in der Innenstadt.

Währenddessen hat sich in den vergangenen drei Jahren die Sauberkeit außer in Gellep-Stratum in Schicksbaum verbessert. In Benrad, Bockum, Elfrath, Gartenstadt, Hüls, Linn, Nord, Traar und Uerdingen wurde es leicht besser. Fischeln, Forstwald, Oppum und Süd sind unverändert.

Hauptprobleme sind die mit am schlechtesten bewerteten Bereiche um Sammel-Container, Bushaltestellen, Papierkörbe, in Unterführungen oder auf Parkplätzen. Nun wäre es leicht zu sagen: Dann muss halt häufiger gereinigt werden. Ob nun durch die GSAK, die bei Haltestellen zuständigen Stadtwerke oder die Besitzer der Parkplätze. Aber, um beim Beispiel GSAK zu bleiben, eine Straße, einen Bürgersteig zweimal statt einmal in der Woche zu reinigen, wäre auch mit steigenden Gebühren für die Anwohner verbunden. „Und man muss auch sehen, ob das überhaupt etwas bringt.“

Gerade zum Beispiel die Erfahrungen an einigen problematischen Standorten von Altglas- und Papier-Containern lassen etwas anderes erahnen. Hier wurden die Reinigungs-Takte durch GSAK-Mitarbeiter bereits erhöht. Täglich werden Sperrmüll und anderer Unrat, der von wild neben den Sammelbehältern entsorgt wird, abgeholt. „Aber an solchen Hotspots sind unsere Mitarbeiter kaum weg, schon steht die erste Tüte wieder daneben“, sagt Gossen.

Häufigere Einsätze alleine helfen laut Stadtreinigung nicht

Für ihn lässt sich häufigeres Reinigen nicht als isolierte Maßnahme sehen. „Man muss dem auch mit Kontrollen begegnen“, sagt Gossen und begrüßt die Maßnahmen der Stadt, zu denen die Mülldetektive gehören, die eingestellt werden sollen. „Nur mit Reinigen bekommen wir das nicht in den Griff. Man muss versuchen, an die Ursachen heranzukommen. Es sind immer die gleichen Ecken, die gleichen Dinge, die rumliegen“, sagt Gossen. „Man muss das ganzheitlich betrachten.“ Sicher sei die GSAK für die Reinigung der Straßen zuständig. „Aber auch eine Fassade, die bröckelt, oder Graffiti an Hauswänden erwecken den Eindruck, dass es dreckig ist.“ Mal ganz abgesehen von zum Beispiel Parkplätzen oder Unterführungen, die für einige Menschen als perfekte Müllabladestelle gesehen werden. „Wenn es anonym wird, wenn sie unbeobachtet sind, im Dunkel der Nacht sind solche Bereiche sehr beliebt.“

Eine erste Konsequenz aus den Halbjahres-Daten wird bei den sechs Reinigungskolonnen der GSAK gezogen. Sie teilen sich das Stadtgebiet in sechs Reviere auf. Jede Kolonne mit ihrem Revierleiter hat dabei einen Zipfel der Innenstadt in seinem Beritt. „Weil die Werte in den Außenbezirken relativ gut sind, werden sie ihre Ressourcen nun häufiger in den Innenstadtbereich als Aushängeschild der Stadt verlagern“, so Gossen. Außerdem soll in weitere moderne Technik investiert werden. Die GSAK probieren gerade elektrisch unterstützte, handgeführte Kehrmaschinen aus. Sie können einen Streifen von etwa einem Meter Breite von Dreck befreien. „Und das selbstverständlich mit einer anderen Leistung als mit einem Besen.“

Und auch vom Austausch defekter Papierkörbe in Parks – seit Anfang des Jahres ganz neu in Händen der GSAK – und in Straßennähe erhofft sich Gossen eine Positivkurve. Bei jedem der Behälter wird außerdem seit Monaten erfasst, wie voll er beim Entleerungs-Termin war. So sollen die Touren optimiert werden. Bis spätestens Ende des Jahres soll das laut Gossen funktionieren.