Herr Nowak, was macht ein Arbeitsmarkt-Koordinator?
Arbeitsmarkt Arbeitslosenquote von 10 Prozent in Krefeld: „Das muss besser werden“
Interview Ab sofort hat die Stadt Krefeld einen Arbeitsmarkt-Koordinator. Er hat sich einiges vorgenommen.
David Nowak soll der Stadt im Bereich Beschäftigungsförderung ein Gesicht geben – aber natürlich auch Konkretes bewirken. Die WZ sprach mit ihm über die neue Aufgabe.
David Nowak: Meine Aufgabe besteht in erster Linie darin, eine kommunale Arbeitsmarktstrategie zu entwickeln. Immerhin haben wir eine Arbeitslosenquote von rund zehn Prozent. Das muss besser werden.
In Krefeld gibt es bereits die Arbeitsagentur und das Jobcenter. Wozu bedarf es noch einer kommunalen Stelle?
Nowak: Weil die Stadtverwaltung Krefeld der dritte große Player im Bereich der Beschäftigungsförderung ist. Wir wollen unserem Tun durch die neugeschaffene Position im wahren Wortsinn ein Gesicht geben – insbesondere in der Außenkommunikation. Es ist das ureigene Interesse der Stadt – auch vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Zusammenhalts – eine zufriedenstellende Situation auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Hier hat jede Kommune eine eigene besondere Färbung, die gerade die Seite der Stadtverwaltung gut in den Blick nehmen kann. Ich bin ab sofort der Ansprechpartner auf Stadtseite für alle wichtigen Akteure. Dazu gehört natürlich auch die Wirtschaft, in Form der Industrie- und Handelskammer, der Unternehmerschaft Niederrhein, aber auch einzelner Konzerne und Betriebe.
Sie sagen, die Stadt sei ein wichtiger Player. Wie meinen Sie das?
Nowak: Damit meine ich vor allem die beim Fachbereich Jugendhilfe angesiedelte Zentralstelle für Beschäftigungsförderung, kurz ZFB, das beim Fachbereich Schule angesiedelte Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“, abgekürzt KAoA, die Bildungs- und Integrationsarbeit der Krefelder Volkshochschule, sowie den Fachbereich Migration und Integration. Diese Kolleginnen und Kollegen leisten dort eine hervorragende Arbeit.
Wenn das alles schon so gut läuft – was sollen Sie dann noch machen?
Nowak: Es geht darum, in dem Dreieck Bundesagentur, Jobcenter und Stadt Krefeld das Zusammenspiel zu stärken, Synergien zu schaffen und gemeinsam Neues zu entwickeln. Gleichzeitig geben wir dem Themenfeld Arbeit — wie bereits erwähnt – innerhalb der Stadtverwaltung ein Gesicht. Die vielen Maßnahmen, die wir als Stadt bereits umsetzen, haben meines Erachtens öffentlich noch nicht die Anerkennung, die sie verdienen.
Was möchten Sie konkret unternehmen?
Nowak: Besonders am Herzen liegen mir das Thema der Frauenerwerbsquote und die Schaffung von Perspektiven für die vielen geflüchteten Menschen. Wir müssen die sogenannten Langzeitarbeitslosen wieder an die Arbeit heranführen. Wenn man sechs Jahre oder vielleicht sogar noch länger ohne Job war, hat man ein Problem. Dies bedeutet eine enorme Kraftanstrengung von allen Beteiligten. Ich weiß, dass viele Menschen im Grunde gerne wieder arbeiten möchten. Wir sollten aber auch nicht akzeptieren, dass es arbeitsfähige, aber nicht arbeitswillige Menschen gibt, die der Arbeitsmarkt braucht.
Fit machen für den Beruf ist das eine — glauben Sie denn, Menschen auch tatsächlich eine Stelle verschaffen zu können?
Nowak: Ich bin natürlich nicht Krefelds Wunderwaffe gegen Arbeitslosigkeit. Es geht für mich als Koordinator in erster Linie darum, erfolgreiche Struktur zu schaffen, die Menschen in Arbeit bringen. Hier kann die Stadt Krefeld als großer Arbeitgeber mit etwa 3500 Kolleginnen und Kollegen auch mit gutem Beispiel vorangehen. Ich sehe hier auch die Wirtschaft in einer besonderen Pflicht. Erfolgreiches unternehmerisches Handeln zeichnet sich für mich nicht nur durch gute Jahresbilanzen und die Steigerung von Umsätzen aus, sondern auch dadurch, ob man Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiographien eine zweite Chance gibt.
Die Stadt soll also selbst verstärkt Langzeitarbeitslose beschäftigen?
Nowak: Exakt. Ich sehe diverse Aufgaben, für die man keine besondere Ausbildung braucht. Nur zwei Beispiele: Wenn eine Hecke beigeschnitten werden muss oder in einer Kita der Sand erneuert werden muss, kann der Kommunalbetrieb auch auf solche Kräfte zurückgreifen. Die Kosten wären für die Stadt gering, da bei Langzeitarbeitslosen anfangs bis zu 100 Prozent Bundesmittel fließen. Später sollen daraus natürlich „normale“ Arbeitsverhältnisse werden.
Das klingt nach dicken Bretten, die Sie bohren werden müssen. Haben Sie dafür die Rückendeckung von Verwaltungsspitze und Politik?
Nowak: Mein direkter Vorgesetzter ist Dezernent Markus Schön, auf den ich mich blind verlassen kann. Er gibt mir sowohl die nötige Rückendeckung als auch die Beinfreiheit für diese Aufgabe. Ich danke unserem Oberbürgermeister Frank Meyer, dass er mir diese Aufgabe anvertraut hat Was die Politik betrifft: Die Schaffung der Stelle wurde vom Rat bewilligt und ich bin froh, dass bei diesem Thema alle an einem Strang ziehen.
Sie sind gerade erst gestartet. Was sind Ihre ersten Schritte?
Nowak: Ich habe bereits erste Gespräche mit den Leitungen von Bundesagentur und des Jobcenters geführt, für die ich sehr dankbar bin. Hier erlebe ich eine Offenheit und die Bereitschaft zur Kooperation. Weitere Gespräche und Treffen mit den wichtigen Akteuren folgen in den kommenden Wochen. Diese Bestandsaufnahme möchte ich bis zum Herbst abgeschlossen haben. Mein Ziel ist es, erste Ergebnisse bis Ende der Jahres dem Stadtrat vorzustellen.