Urlaub in der Partnerstadt Wasser und ein altes Kloster: Das hat Krefelds Partnerlandkreis zu bieten

Krefeld/Beeskow · Serie Wir stellen die sehenswerten Seiten der Krefelder Partnerstädte vor. Diesmal sind wir allerdings nicht in einer Stadt, sondern im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Vor den Toren Berlins gibt es Natur und Kultur.

 Idylle pur im Landkreis Oder-Spree, dem Partnerkreis der Stadt Krefeld im Bundesland Brandenburg: Ein Pärchen mit dem Rad beim Picknick auf dem Oder-Deich. Der Landkreis wird geprägt durch Flüsse und Seen. 

Idylle pur im Landkreis Oder-Spree, dem Partnerkreis der Stadt Krefeld im Bundesland Brandenburg: Ein Pärchen mit dem Rad beim Picknick auf dem Oder-Deich. Der Landkreis wird geprägt durch Flüsse und Seen. 

Foto: Seenland Oder-Spree

Auf den ersten Blick mutet es etwas kurios an, dass ein deutscher Landkreis zwischen Berlin und der polnischen Grenze zu den Partnerkommunen von Krefeld gehört. Erklären lässt sich dies mit Blick auf die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vor 30 Jahren.

Seit dem 22. September 1990 sind Krefeld und der damalige Landkreis Beeskow (heute: Oder-Spree) offiziell miteinander verbunden. Doch die Kontakte sind älter: Die evangelischen Pfarrer Stefan Michalsky in Friedland und Burghard Kamphausen in Krefeld-Süd (Markuskirche) pflegten bereits vor der Wende einen Austausch zwischen ihren Gemeinden. Diese Kontakte wurden dann vom damaligen Oberbürgermeister Dieter Pützhofen und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Wilfrid Fabel aufgegriffen, die persönlich nach Friedland reisten. Mit der Einrichtung eines „Krefeld-Büros“ leistete die Stadt Krefeld damals tatkräftige Unterstützung beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung im Osten.

Gut zu wissen: Anreise,
Wetter und mehr

Der Landkreis Oder-Spree hat knapp 179 000 Einwohner. Luftlinie ist Krefeld von der Kreisstadt Beeskow 537 Kilometer entfernt. Mit dem Auto benötigt man 627 Kilometer, was – ohne Stau – in sechseinhalb Stunden zu schaffen wäre. Über das angrenzende Berlin ist auch die Anreise mit dem Zug möglich. Fahrkarten ab Ostbahnhof kosten für Erwachsene ab 19.90 Euro, die durchschnittliche Fahrzeit liegt von dort bei einer Stunde und 49 Minuten.

Das Wetter im Kreisgebiet ist im Winter kalt und trocken: Der Januar weist eine durchschnittliche Tagestemperatur von zwei Grad und eine Nachttemperatur von minus drei Grad auf. Kaum wärmer ist der Februar, der mit 32 Millimeter Niederschlag gleichzeitig der trockenste Monat ist. Die wärmsten Monate sind Juli und August, wobei im Juli mit 66,7 Millimeter auch der meiste Niederschlag fällt.

Die Kreisstadt Beeskow zählt nur etwa 8000 Einwohner. Deutlich größer sind zum Beispiel Fürstenwalde (knapp 32 000 Einwohner) und Eisenhüttenstadt (24 600).

Informationen zu einem Urlaub im Landkreis gibt es beim Tourismusverband Seenland Oder-Spree, der seinen Sitz in Bad Saarow am Scharmützelsee hat. Erreichbar ist er telefonisch (033631/868100) oder per E-Mail (info@seenland-os.de). über das Internet:

Best of: Die zehn wichtigsten
Sehenswürdigkeiten

Der erst 1993 in seiner heutigen Form entstandene Landkreis bietet sich für einen Urlaub förmlich an. Denn mit allein 200 Badeseen bezeichnet er sich selbst als die wasserreichste Region in Brandenburg. Wassersport in vielfacher Form, Radfahren und Wandern werden hier groß geschrieben.

1. Wasser, Wasser, Wasser: Zwei namensgebende Flüsse, dazu unzählige Seen – das sind die wohl größte Sehenswürdigkeit im Landkreis Oder-Spree. Stellvertretend sei hier der Scharmützelsee genannt, dem Theodor Fontane einst den schönen Beinamen „Märkisches Meer“ verliehen hat. Ein Aussichtsturm am See verschafft Besuchern den richtigen Überblick.

2. Beeskow: Die ehemalige Garnisonsstadt kann mit einer Burg (in der sich ein Musikmuseum befindet), einer alten Stadtmauer, dem historischen Stadtkern und der Marienkirche, eine der größten Kirchen der Mark Brandenburg, punkten. Und auch Beeskow ist umringt von schönen Seen. Wie sagte Fontane doch so schön über das Städtchen: „Beeskow ist nicht so schlimm, als es klingt.“

3. Fürstenwalde: Die bevölkerungsreichste Stadt im Landkreis wird vom Dom St. Marien mit seinem 68 Meter hohen Turm dominiert. In seiner heutigen Gestalt wurde er als dreischiffige Kathedralkirche um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. Gleich gegenüber liegt das 2011 sanierte Bischofsschloss. Von der ehemaligen Stadtbefestigung erhalten sind Reste der Mauer und der „Bullenturm“.

4. Eisenhüttenstadt: Die „sozialistische Wohnstadt“ aus den 1950er Jahren hat mit dem Ort Fürstenberg einen aus dem 13. Jahrhundert stammenden historischen Kern. Doch vor allem der „sozialistische Klassizismus“ prägte das Stadtbild – zu sehen etwa an der 1953 erbauten Großgaststätte Aktivist. Bei der Wohnstadt des namensgebenden Hüttenwerks handelt es sich um das größte Flächendenkmal Deutschlands. Sehenswert ist auch das 1993 gegründete „Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR“. Etwa 170 000 Gegenstände aus dem ostdeutschen Alltag, von Hausrat über Bekleidung bis zu Schallplatten, Büchern und Fotografien, wurden in dem Museum gesammelt.

5. Schloss Steinhöfel: Um das Jahr 2000 wurde das spätklassizistische Schloss Steinhöfel in der gleichnamigen Gemeinde vollständig restauriert. Es ist heute Sitz eines Hotels – Friedrich der Große musste im Siebenjährigen Krieg kurz vor der Schlacht bei Kunersdorf (1759) mit seinem Stab noch im Park übernachten. Die Parkanlage ist im englischen Landschaftsstil gestaltet.

6. Kloster Neuzelle: Das Kloster Neuzelle an der Oder ist eine der wenigen noch vollständig erhaltenen Klosteranlagen Europas. 1268 wurde es von Heinrich III., Markgraf von Meißen, gestiftet. Die spätgotische Anlage erfuhr ab 1650 eine prachtvolle barocke Umgestaltung. Bemerkenswert: 2018 haben sechs Zisterziensermönche das seit 1817 verlassene Kloster neu gegründet. Zum Kloster gehören die Stifts- und die (evangelische) Heilig-Kreuz-Kirche, der barocke Klostergarten und der spätgotische Kreuzgang. Nicht zu vergessen das Museum Himmlisches Theater mit seinen europaweit einzigartigen Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab. Wie ein monumentales Kulissentheater wird das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi auf riesigen Leinwänden und Holztafeln bebildert.

7. Burg Friedland: Die erste urkundlich belegbare Erwähnung von Burg und Stadt (castrum et oppidum Vredeburch) geht auf das Jahr 1301 zurück. Die Burg Friedland selbst wurde 1336 erstmals urkundlich genannt. Die Anlage mit Zwinger stammt aus dem 13. Jahrhundert und zählt zu den am besten erhaltenen Burgen in Brandenburg.

8. Tankstelle Fürstenwalde: Eine Sehenswürdigkeit, die aus dem Rahmen fällt: 1937 entstand an der Reichsautobahn die Tankstelle Fürstenwalde. Sie befindet sich heute an der Ausfahrt Fürstenwalde-West der Autobahn 12. Nach ihrem Vorbild („Typ Fürstenwalde“) sind weitere Tankstellen mit dreieckigem Grundriss und ausladendem Dach aus Stahlbeton entstanden. Der Entwurf stammt von Friedrich Tamms, der im Dritten Reich in der Behörde von Albert Speer Karriere als Architekt machte. Nach dem Krieg wurde er Leiter des Stadtplanungsamtes Düsseldorf und Planungsdezernent. Die Anlage Fürstenwalde ist die letzte erhaltene Tankstelle seines Typ-Entwurfs, steht unter Denkmalschutz und wird seit 1995 nicht mehr genutzt.

9. Burg Storkow: Mehr als 800 Jahre alt ist die Burg Storkow in der gleichnamigen Kleinstadt. Schon 1209 wurde sie urkundlich erwähnt. Sie zählt damit zu den ältesten Burgen in Brandenburg. Heute ist sie eine moderne Kultur- und Veranstaltungsstätte. Im Städtchen Storkow gibt es zudem das Musikfestival „alínæ lumr“, bei dem vom 23. bis 25. August internationale Künstler auf unterschiedlichen Bühnen auftreten.

10. Straßenbahn Woltersdorf: Das 8000-Seelen-Städtchen Woltersdorf ist die kleinste deutsche Gemeinde mit einer eigenen Straßenbahn. Seit 1913 verbindet die Linie 87 den Berliner S-Bahnhof Rahnsdorf mit der Schleuse am östlichen Ortsende von Woltersdorf. Bahnen aus den 1960er und 70er Jahren rumpeln auf der nur 5,6 Kilometer langen Strecke. Die Woltersdorfer Schleuse wurde übrigens schon 1550 errichtet, zuletzt 1998 wurde sie aufwändig saniert.

Hier kann man wohnen

140 Ferienhäuser und Ferienwohnungen, 38 Hotels, 27 Pensionen und sechs Ferienparks sind auf der Homepage des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree zu finden. Die Auswahl reicht vom feudalen Burghotel zu Strausberg (Vier Sterne Superior) oder dem Hotel Esplanade in Bad Saarow bis zur schlichten Zwei-Sterne-Ferienwohnung. Auch fast 50 Campingplätze sind vorhanden – oft schön am Wasser oder im Wald gelegen.

Fettnäpfchen vermeiden

Vierbeiner: In den Waldgebieten entlang des Oder-Spree-Kanals sollte man seinen Hund nicht frei herumlaufen lassen, da es hier freilebende Wölfe gibt. Und die vertragen sich nicht besonders gut mit Hunden.

Berliner: Blöde Witze über Berliner im Hotel oder auf dem Campingplatz machen? Besser nicht. Denn auch die Hauptstädter verbringen gerne Urlaubstage zwischen Oder und Spree.

Brände: Bereits Friedrich der Große umschrieb die kargen und trockenen Brandenburger Böden mit dem Ausdruck „Märkische Sandbüchse“. Eine Prägung, die bis heute anhält. Als Krefelder sollte man darauf achten, keinen Feld- oder Waldbrand auszulösen.