Musikschule: Die Freude am Spiel fördern

Vor neun Monaten ist er vom Stellvertreter zum Leiter der Einrichtung aufgerückt: Ralph Schürmanns beherrscht selbst gleich mehrere Instrumente.

Krefeld. Er steht ein wenig unter Strom. So viele Fragen, auf die er noch keine präzisen Antworten geben kann. Ralph Schürmanns leitet seit nun neun Monaten die Musikschule mit den beiden schönen, alten, aber nicht in bester Verfassung befindlichen Häusern Sollbrüggen und Schönhausen in ihren Parklandschaften. Die WZ fragte nach einer ersten Bilanz und weiteren Plänen.

"Wenn ich hier alles neu und ganz anders machen wollte, stellte ich ja mein ganzes vorangegangenes Tun in Frage", sagt der 50-jährige Krefelder. Schürmanns arbeitet schon seit 27 Jahren in dieser städtischen Einrichtung, zuerst als Lehrer, dann als Fachbereichsleiter der Streicherabteilung, zuletzt als stellvertretender Leiter.

Für diesen beruflichen Weg hat er sich nach einem Studium der Musik und sehr umfangreicher praktischer Arbeit in verschiedenen Schulen entschieden: "Es geht beim Unterricht zuerst einmal nur um das Musizieren und nicht um die Theorie." Die Freude am Spiel zu fördern, ist sein oberstes Gebot.

Schürmanns beherrscht mehrere Instrumente. Er spielt am liebsten Geige und hat schon vor Jahren eine andere Leidenschaft im musikalischen Bereich für sich entdeckt: das Dirigieren. Einmal gewann er sogar einen Dirigentenförderpreis und konnte einen Meisterkurs bei Sergiu Celebidace absolvieren. "Das war sagenhaft", erinnert er sich voller Freude. Im Moment aber kommt das eigene Musizieren bei ihm etwas zu kurz, denn als Leiter der Musikschule frisst Planung und Organisation einen großen Teil seiner Zeit.

Zahlen sprechen da für sich: Von den 39 Mitarbeitern der Musikschule, überwiegend in Teilzeit, unterrichten 28, elf erledigen die Verwaltungsarbeit. Pro Woche werden etwa 580 Stunden für 1590 Schüler erteilt. Da aber einige Jung-Musiker an verschiedenen Kursen teilnehmen, rechnet man lieber in Belegungen: Für das kommende Jahr werden 1940 Belegungen gezählt.

Und dann gibt es noch alle die Stunden, in denen die jungen Musiker ihre Fähigkeiten vor einem größeren Publikum zeigen. Der Neujahrsempfang der Stadt, Feierstunden oder Preisverleihungen sind musikalisch zu umrahmen. Man führt ein Weihnachtskonzert oder eines zu Neujahr auf: "Ich habe 90 Veranstaltungen gezählt", berichtet Schürmanns. Er weiß genau: "Diese Auftritte sind für unsere Schüler ganz wichtig."

Er sieht sich als "Teil eines Teams", das für die musikalische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen sorgt. Und wenn er in Zukunft etwas verändern will, dann habe das mit dem demographischen Wandel zu tun, mit der veränderten Rolle der Musikschule als Bildungspartner. "Unsere Aufgabenstellung ändert sich für uns in den Bereichen Vorschule, Integration, Ganztagsschule und Dritter Lebensabschnitt." Darum wird Ralph Schürmanns sich mit seinem Team gerne kümmern, denn er weiß um die Bedeutung der Musik für den Menschen und seine Entwicklung.

Für die Rahmenbedingungen muss allerdings Stadt sorgen, für geeignete Probenräume etwa. Ralph Schürmanns weiß, dass in dieser Hinsicht einiges in Bewegung geraten ist. Krefelder Kulturpolitiker denken derzeit auch über die Zukunft der Musikschule nach, über Renovierungen, Ausbau, sogar über den Verkauf von Haus Schönhausen zugunsten eines dann funktionierenden Standorts Haus Sollbrüggen. In diese Diskussion sieht sich Musikschulchef Ralph Schürmanns. aber nicht direkt verwickelt.