Historische Bilder Nikolaus kommt in die Krefelder Mediothek: So war die Tradition am Niederrhein früher
Krefeld · Der Nikolaus kommt am 6.11.24 in die Mediothek in Krefeld. Die Tradition hatte am katholischen geprägten Niederrhein und somit auch in Krefeld bis in das 20. Jahrhundert eine größere Bedeutung als das Weihnachtsfest. Ein Blick zurück.
Der Nikolaus kommt am Freitag, 6. Dezember, von 15 bis 17 Uhr für alle Kinder in die Kinderbücherei der Mediothek am Theaterplatz. Wer Lust hat, kann einfach vorbeikommen, um ihm „Hallo“ zu sagen.
Der Nikolaustag hatte am katholischen geprägten Niederrhein und somit auch in Krefeld bis in das 20. Jahrhundert eine größere Bedeutung als das Weihnachtsfest, wie es in den benachbarten Niederlanden heute immer noch der Fall ist.
Im Jahrbuch die „Heimat“, Jahrgang 6, 1927, steht noch, dass die hastige Zeit es nicht vermocht habe, die Vorliebe der Jugend für den Nikolausbrauch zu verwischen: „Nikolaus, der den Leibhaftigen kettenrasselnd mit sich führt, diese Figuren erwärmen und schrecken eine für alles Mutige begeisterte Jugend mehr als das Christkind mit seiner zarten Innerlichkeit und schleierfeinen Poesie.“ Nach dem Martinstag, dem 11. November, warteten die Kinder auf die Ankunft des „Tsenter Kloas“.
Wenn sich im Spätherbst der niederrheinische Abendhimmel rot-rosa färbte, hieß es, dass „Kloas“ nun backe. Einige Tage vor dem Nikolaustag legten die Kinder abends für den Schimmel des Nikolaus ein Körbchen mit Heu, einer Möhre oder etwas Brot vor die Türe oder auf eine Fensterbank. Waren die Sachen am nächsten Morgen weg, glaubten sie, „Kloas“ sei vorbeigeritten.
In dieser Zeit stimmten die Kinder immer wieder Lieder wie „Tsenter Kloas, du helije Man“ an, in denen sie den Heiligen Mann um Gaben baten. Die Zeit des Wartens teilte sich in Vorfreunde, aber auch in Angst. Wenn es draußen polterte, galt es als Anzeichen für das Kommen des gefürchteten Begleiters des Heiligen Mannes, dem Hans Muff.
Dem Glauben nach kam Nikolaus mit seinem Pferd durch den Kamin oder das offene Fenster. Für die erhofften Gaben stellten die Kinder einen Holzschuh, einen „Kloasblötsch“, oder einen Teller am Vorabend auf, die dann gefüllt wurden. Außerdem trugen die Kinder den „Kloasblötsch“ zu ihren Patentanten und -onkeln, um sich dort auch bescheren zu lassen.
Holzschuh und Teller wurde bis 1930 in der Regel mit Äpfeln, Nüssen und Kastanien, aber auch speziellem Gebäck wie den „Bukmänkes“, einem Weckmann, und Spekulatiusfiguren gefüllt. Als Hauptgaben fanden sich warme Kleidung für den Winter, Schul- und Spielzeug. Am Nikolaustag zog „Kloas“ im Bischofsgewand mit Hans Muff von Haus zu Haus und fragte, ob die Kinder artig beten gelernt haben.
Dieses Abfragen von Gebeten in Verbindung mit einem guten Betragen lässt sich in katholischen Regionen seit dem 17. Jahrhundert nachweisen, aber erst seit dem 19. Jahrhundert scheint sich dieser Brauch am Niederrhein verbreitet zu haben. Aus einem goldenen Buch las „Kloas“ dann die guten und die bösen Taten der Kinder vor. Die Gaben trug Hans Muff in einem Sack mit. Wenn die Kinder gerügt wurden, rasselte er mit einer Kette oder drohte mit einer Rute.
Das Brauchtum um den Heiligen Mann stammt aus spätmittelalterlichen Klosterschulen. Die Klosterschüler feierten seit dem 14. Jahrhundert am 6. Dezember ihren Patron, denn Nikolaus war auch der Heilige der Schüler. Sie wählten dann einen Kinderbischof. Dabei entstand der Brauch, Kinder am Nikolaustag zu bescheren.