Ein Lagebericht eines Aufbauhelfers in Nepal Onur Sahin hilft im Erdbebengebiet
Der 34-jährige Aufbauhelfer ist in Krefeld aufgewachsen. Unterstützung aus Deutschland für die Traarer Apotheke in Kathmandu.
Krefeld. Seit rund drei Wochen lebe ich mitten im Katastrophengebiet in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Das Erdbeben in Nepal im April und die zahlreichen Nachbeben forderten mehr als 7900 Menschenleben, Millionen sind dabei obdachlos geworden.
Auf vielen freien Flächen in Kathmandu finden sich noch immer provisorisch errichtete Zeltstädte, in denen die hausen, deren Häuser unbewohnbar oder komplett zerstört sind. Fast drei Millionen Menschen benötigen weiterhin sofortige Hilfe. Fast eine Million Menschen leben in schlecht erreichbaren Gegenden. Viele Dörfer sind nur mit dem Hubschrauber oder zu Fuß erreichbar.
Die nepalesische Regierung steht vor der großen Herausforderung für die evakuierten Bauern neue Siedlungsgebiete zu finden. Es gibt verschiedene Schätzungen wie viele Menschen es überhaupt betrifft, die Schätzungen schwanken von 160 000 bis zu 250 000 Menschen. Die Behörden gehen davon aus, dass die meisten Bergdörfer in den nächsten fünf bis zehn Jahren unbewohnbar bleiben.
Viele internationale Organisationen sind nach Nepal gekommen, um Aufbauhilfe zu leisten. Eine dieser Organisationen, die schon seit Jahren vor Ort hilft, ist die Dortmunder Shanti Leprahilfe, für die ich jetzt vor Ort arbeite. Die Organisation hilft logistisch und finanziell mit Spenden einem Hilfswerk namens Shanti Sewa Griha in Nepal. Unterstützt wird die Hape-Kerkeling-Klinik und die dazugehörenden Einrichtungen in Kathmandu-Tilganga, unter anderem die „Traar Pharmacy“, eine Apotheke, die von der KAB-Basargruppe der Gemeinde St. Josef in Traar regelmäßig mit Medikamenten unterstützt wird.
Das Hilfswerk betreibt außerdem eine Schule und ein Waisenhaus in Budhanilkantha und eine ökologische Landwirtschaft in Sundharijal. Diese Einrichtungen sind größtenteils von den Erdbeben verschont geblieben und können ihre Arbeit weiter führen. Der Schwerpunkt ist es immer gewesen, vor allem den Menschen der untersten Kaste zu Helfen. Leprakranke, sowie Menschen mit Behinderung werden von der hinduistischen geprägten, nepalesischen Gesellschaft ausgestoßen. Da diesen Menschen oft die Grundversorgung verwehrt wird, richtet sich die Arbeit des Hilfswerk speziell auf Hilfe für diese Gruppe.
Auf der Bettenstation des Krankenhauses werden 70 chronisch Kranke und Schwerstbehinderte gepflegt. Schwerstkranken steht ein Hospiz zur Verfügung. Die Betreuung der Kinder geht nahtlos vom Kindergarten bis zur Ausbildung bzw. zum Abitur über. Der Anspruch bei der Erziehung der Kinder ist es, modern und gewaltfrei zu unterrichten.
Ich werde fünf Monate im Kathmandu-Tal für das Hilfswerk Shanti Sewa Griha arbeiten. Derzeit konzentriert sich die Arbeit hauptsächlich darauf, die Normalität des Alltags wieder herzustellen. Doch die Angst vor dem kommenden Monsun wächst von Tag zu Tag. Dies wird alle Helferinnen und Helfer vor neue Herausforderungen stellen und die Situation in Nepal möglicherweise weiter verschärfen.