Glaube Ort der Andacht und des Abschieds
Die neue ökumenische Kapelle im Zentralgebäude des Helios-Klinikums ist eröffnet.
Früher war der Weg zur Kapelle für manchen kranken Besucher eine Herausforderung, andere gelangten aufgrund ihrer Gebrechen erst gar nicht dorthin. Denn das kleine Gotteshaus lag in 600 Meter Entfernung auf dem Klinikgelände, einem Weg, der oftmals durch Regen und Kälte geprägt war. Jetzt ist alles anders. Die neue ökumenische Kapelle im Zentralgebäude des Helios-Klinikums wurde offiziell eröffnet und eingesegnet.
Es ist eine Ruhe-Oase, ein Ort der Andacht, des Abschieds und des persönlichen Gebetes entstanden. „Die Entfernung war früher einfach zu groß. Uns war es wichtig, die Möglichkeit zu schaffen, Gottesdienste zu feiern, die trockenen Fußes, mit dem Rollstuhl und — wenn erforderlich — auch mit dem Pflegebett besucht werden können“, berichtet der katholische Pfarrer Georg Giesen.
Einziger Raum, in dem Kerzen brennen dürfen
In der Kapelle können Besucher Ruhe im Glauben finden und nach einer schwierigen Diagnose Zuflucht suchen. Nicht zuletzt können Angehörige dort Abschied nehmen und eine Kerze anzünden. Es ist der einzige Raum im gesamten Klinikum, in dem diese Lichter brennen dürfen.
Der Raum befindet sich in einem einst als Hochbunker errichteten Gebäudeteil. Dies empfindet der katholische Krankenhausseelsorger Ekkehard Rüdiger als richtungsweisend. Diente das Bauwerk doch in düsteren Zeiten als Ort der Hoffnung und Zuflucht. Durch zwei in den Stahlbeton eingefräste „Bullaugen“ fällt Licht. Der anschließende Neubau ist ebenso zu erkennen wie die 1,20 Meter dicken Wände. Beim Eintreten in die 42 Quadratmeter große Kapelle besticht das „Lichtband der Hoffnung“. Es sorgt für eine stimmungsvolle Beleuchtung des Raumes. Die Künstlerin Marion Maas hat es für die frühere Kapelle entworfen. Es ist mit in den neuen Raum umgezogen.
Der Blick des Besuchers fällt auf die Ostersonne als zentrales Element. „Sie ist ein Symbol der Auferstehung und der Hoffnung. In allen Religionen und auch für nicht religiös geprägte Menschen“, erklärt die evangelische Pfarrerin Antje Wenzel-Kassmer. Dieses Motiv wiederholt sich auch an anderer Stelle, wie dem Altartisch. An der Kopfseite des Raumes sind die katholischen und evangelischen Symbole — Tabernakel und Bibel — gleichrangig angeordnet. In der Mitte verbindet das kleine Kreuz. Ein großes, das in unterschiedlichen Farben erstrahlen wird, ist in die Decke eingelassen. Die Umbaukosten und der Umzug des Lichtbandes in die neue Kapelle belaufen sich auf etwa 50 000 Euro.
Marienfigur strahlt menschliche Wärme aus
Dem Altar gegenüber steht eine Marienfigur. Wenzel-Kassmer: „Sie ist mittlerweile selbst protestantischen Christen wichtig. Sie strahlt menschliche Wärme aus.“ Schon jetzt zieht die Kapelle fünfmal so viele Besucher als zuvor an. Sie ist auch samstags und sonntags gut besucht und rund um die Uhr geöffnet. 30 Sitzplätze stehen zur Verfügung. Per Kamera werden die Gottesdienste in die Krankenzimmer übertragen.
Mit der neuen Kapelle schließt sich eine Lücke, denn bisher war es nur der „Raum der Stille“, der Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern eine Rückzugsmöglichkeit bot. Diese ist jedoch eher ein Ort der Begegnung. Seine Atmosphäre lädt zu Gesprächen ein. Der muslimische Gebetsraum wird jetzt auch bald in diesen Gebäudeteil ziehen.