Krefeld Paare verhüten oft falsch
Aufklärung ist wichtig — nicht nur für Heranwachsende: Auch Frauen über 25 Jahren kommen zur Beratungsstelle. Ein Problem sei unter anderem "Pillenmüdigkeit".
Krefeld. Eine ungewollte Schwangerschaft kann Frauen und Paare in eine schwierige Situation bringen. Ist die finanzielle Lage problematisch, geht es einem gesundheitlich nicht gut oder ist man einfach noch zu jung, um Mutter zu werden: Die Gründe, warum eine Schwangerschaft zum Problem werden kann, sind vielfältig — genau wie die Umstände, die zu so einer ungewollten Schwangerschaft geführt haben.
„Wir haben über zwei Monate bei allen Schwangerschaftskonfliktberatungen aufgezeichnet, wie es zur Schwangerschaft kam“, sagt Dr. Angela Böttcher, die bei der Anlaufstelle von Profamilia Sexual- und Schwangerschaftsberatung durchführt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind zwar statistisch nicht repräsentativ, vermitteln aber einen Eindruck: Bei einem Drittel der ungewollt Schwangeren wurde nicht verhütet. Bei einem Drittel hat die Pille versagt — beim letzten Drittel das Kondom. Interessant daran: Die beratenen Frauen sind nicht, wie vielleicht vermutet, sehr junge Frauen. „Die meisten, die zu uns zur Beratung kommen, sind zwischen 25 und 32 Jahren alt“, sagt Helga Bauer, Leiterin der Beratungsstelle.
Die gute Nachricht daran: Die Aufklärung, die in der Schule gemacht wird, erreicht offenbar viele junge Leute, die anfangen, sexuell aktiv zu werden. Die schlechte Nachricht: Die Gruppe, die häufig betroffen ist, ist für Beratungsstellen relativ schlecht zu erreichen. Dabei wäre Aufklärung nötig. „Viele, die zur Konfliktberatung kommen, wissen nicht, wie es passieren kann, dass die Pille versagt“, sagt Böttcher. Dass die Verhütungstablette bei Durchfall oder Erbrechen oder auch bei der Einnahme von bestimmten anderen Medikamenten, wie Antibiotikum, nicht wirkt, sei vielen nicht bekannt.
Aber auch ein anderer Faktor sei bei der Gruppe zwischen 25 und 32 Jahren häufig vorgekommen: „Es setzt nach einer Weile eine gewisse Pillenmüdigkeit ein“, sagt Bauer. Gerade bei Frauen, die bereits Kinder haben, deren Familienplanung aber abgeschlossen ist, würden die Pille oft vergessen — viel Stress im Alltag spielt dabei zum Beispiel eine Rolle.
Viele — gerade die, die keine weiteren Kinder bekommen möchten — würden auch gerne auf Verhütungsmittel umsteigen, die als sicherer gelten als die Pille. Die Spirale zum Beispiel. Doch dafür fehle oft das Geld.
„Wir setzen uns dafür ein, einen Fonds bei der Stadt einzurichten, aus dem Verhütungsmittel bezahlt werden können“, sagt Bauer. In vielen NRW-Kommunen gebe es solch ein Angebot bereits. Frauen, die sich bestimmte Verhütungsmittel nicht leisten können, können beim Jobcenter oder bei Beratungsstellen einen Antrag stellen, um das Geld für Spirale und Co. erstattet zu bekommen. „Aufklärung und ein guter Zugang zu Verhütungsmitteln ist wichtig“, sind sich die Beraterinnen einig. Denn die Entscheidung, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, ist für keine Frau einfach.