Polizei: Kaum Probleme mit Strich

Stadt für Ausweitung des Sperrbezirks, Polizei nicht.

Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Wenn die Bezirksregierung in Kürze über eine mögliche Ausweitung des Sperrbezirks entscheidet, dann hat sie zwei sehr unterschiedliche Stellungnahmen von Krefelder Behörden dazu vorliegen: Die Stadtverwaltung spricht sich vehement für die Ausdehnung aus, um den Straßenstrich auf und um die Neue Ritterstraße zu verhindern. Die Polizei wiederum ist dagegen. Beide Schreiben liegen dem Ausschuss für Ordnung, Sicherheit und Verkehr vor, der am Donnerstag tagt.

Polizeipräsident Rainer Furth führt aus, dass „der Straßenstrich aus polizeilicher Sicht zurzeit keinen herausragenden Problembereich darstellt“. Dessen Entwicklung sei von den Beamten zunächst mit Sorge und Unbehagen beobachtet worden, woraufhin bei der Polizeiwache Süd ein Sonderprojekt eingerichtet wurde. Es seien frühzeitig Kontrollen eingeleitet worden, um einem Ausufern entgegenzuwirken.

Dies sei gelungen, resümiert Furth: „Anfänglich festgestellte Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten sind erheblich zurückgegangen.“ Bei 70 Kontrollen wurden kaum Verstöße festgestellt. Sieben Strafverfahren im Umfeld des Strichs habe es 2013 gegeben: zweimal Verdacht des Menschenhandels, eine Nötigung, zwei Diebstähle und zwei Körperverletzungen.

Laut Furth war die Zahl der Prostituierten meist einstellig und lag maximal bei 15. Insgesamt seien 61 verschiedene Frauen angetroffen worden, wobei Rumäninnen (37 Frauen) und Bulgarinnen (14) die Szene dominierten. Einige von ihnen lebten in namentlich bekannten Hotels in der Innenstadt.

Wohnbebauung sei im Gebiet des Straßenstrichs kaum vorhanden, sagt der Polizeipräsident. Zudem habe man in nur 17 Prozent aller Fälle Prostituierte vor Geschäftsschluss des dortigen Discounters festgestellt. Die Ausweitung des Sperrbezirks würde für eine Verdrängung in angrenzende Gebiete zur Folge haben, so Furth. Er warnt: „Abgelegene Straßen oder Örtlichkeiten erhöhen die Gefahr von Straftaten.“

Die Stadt wiederum ist überzeugt, dass es eine Verdrängung in angrenzende Gebiete nicht geben wird, da dort die Bebauung zu stark und die Straßen zu schmal seien. Wenn aufgrund eines größeren Sperrbezirks keine Anbahnung mehr auf der Neuen Ritterstraße mehr möglich sei, würden auch umliegende „Verrichtungs- und Rückzugsbereiche“ nicht mehr genutzt.

Die Stadt hat ihrem Schreiben eine dreiseitige Übersicht beigefügt, die anhand verschiedener Uhrzeiten genau auflistet, wann zwischen Februar und November 2013 wie viele Prostituierte angetroffen worden sind: bis zu 18.

In ihrer Stellungnahme erinnert die Stadt auch an die massiven Anwohnerbeschwerden und den erforderlichen Schutz der Jugend in diesem Bereich. Sie macht auch deutlich, dass sie nichts von dem Vorschlag der Bezirksregierung hält, an der Neuen Ritterstraße sanitäre Anlagen zu installieren: Dies würde den Standort etablieren und könne von der Stadt im Nothaushalt auch gar nicht finanziert werden.

Ebenso werden „Öffnungszeiten“ durch eine zeitliche Beschränkung von 21 bis 7 Uhr abgelehnt.