Prostitution heißt nicht nur Straßenstrich

Beamte fahren regelmäßig Streife auf der Neuen Ritterstraße. Dort sind ihnen 25 Frauen namentlich bekannt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Die Straßenprostitution in Krefeld ist nicht schlimmer als anderswo, aber sie wird von den Bürgern stärker wahrgenommen. Dieser Auffassung ist Kriminaloberrat Reiner Schiffer, Leiter des zuständigen Kommissariats 12. Dass das Problem hier stärker wahrgenommen wird, findet er gut. Denn damit steige die Chance, dass die negativen Begleiterscheinungen von Prostitution verringert oder gar verhindert werden können.

Das Spektrum der negativen Begleiterscheinungen reiche von Verschmutzungen im Straßenbild und Belästigung der Anwohner über Strafdelikte wie Gewalt gegenüber Prostituierten und Diebstahl bis hin zu Zwangsprostitution und schwerem Menschenhandel. Vor allem die letzten beiden Straftatbestände finden hinter geschlossenen Türen statt.

Sechs Fälle von Menschenhandel hat die Krefelder Polizei im vergangenen Jahr aufgedeckt. Der Vorstellung vieler Bürger, dass die Prostituierten auf dem hiesigen Straßenstrich alles Zwangsprostituierte sind, widerspricht Schiffer. „Wann sprechen wir von Zwangsprostitution? Wenn sich eine Frau aus wirtschaftlicher Not selber entscheidet, in diesem Gewerbe Geld zu verdienen, oder wenn eine Frau gegen ihren Willen dazu gezwungen wird?“ Für Schiffer fällt ganz klar der letztere Fall darunter.

Die Polizei fährt regelmäßig Streife auf dem Straßenstrich. Etwa 25 Frauen arbeiten zu verschiedenen Zeiten dort, die meisten sind namentlich bekannt. „Unter 18 Jahren ist keine“, sagt Schiffer. Die Beamten kontrollieren ihre Identitätsnachweise und ob gegebenenfalls ein Straftatbestand gegen sie vorliegt. Ihre Steuernummer interessiert sie nicht.

„Prostitution ist aber nicht nur Straßenstrich“, betont Schiffer. Er weiß von 70 bis 75 Frauen, die in Bordellen oder privaten Wohnungen Sex gegen Geld anbieten. Die Dunkelziffer schätzt Schiffer noch mal so hoch.