RWE-Aktien: Absturz trifft die Stadttöchter
Die Stadt hat ihre Papiere verkauft, Hafengesellschaft und SWK behielten ihre. Der Wertverlust ist groß.
Krefeld. Aktionäre des Essener Energieriesen RWE haben in diesen Tagen wenig zu lachen. Der Kurs fällt und fällt, und zwar nicht nur, weil sich die Börsen seit Anfang August weltweit auf Talfahrt befinden. Bei RWE kommen hausgemachte Probleme hinzu: Der Konzern steht für eine Stromerzeugung aus Kernkraft und Kohle — zwei Auslaufmodelle. Bei der Nutzung regenerativer Quellen hinkt RWE dagegen hinterher. Die Folge: Lag der Aktienkurs Anfang 2008 noch bei knapp 100 Euro, sackte das Papier aktuell bis auf etwa 25 Euro ab.
Anfang nächsten Jahres sollen es noch 15 Euro sein, so die jüngsten Prognosen. Dieser Niedergang trifft auch Krefeld. Die SWK, eine 100-prozentige Stadttochter, verfügen über 517 305 Aktien. Der Rheinhafen, noch zu 51 Prozent Eigentum der Stadt, hält 25 850 RWE-Anteile. Unmittelbare Auswirkungen auf jährliche Gewinnausschüttung So lange die Aktien nicht verkauft werden, stehen die Kursverluste in Millionenhöhe nur auf dem Papier. Anders sieht das bei der Dividende aus, also der jährlichen Gewinnauschüttung. Nachdem RWE für das Geschäftsjahr 2010 noch 3,50 Euro je Aktie gezahlt hat, gilt eine Reduzierung um ein Drittel für 2011 als sicher.
Gut möglich, dass die Dividende in den Folgejahren noch niedriger sein wird. Das könnte sich auf die Ausschüttung der SWK an die Stadt auswirken. Denn der Stadtwerke-Gewinn beruhte bislang immer auch auf der hohen RWE-Dividende. Aus heutiger Sicht wäre es klug gewesen, sich 2007 von den RWE-Aktien zu trennen. Mit der damaligen CDU/FDP-Mehrheit und gegen die Stimmen von SPD und Grünen fasste der Rat einen entsprechenden Beschluss. Tatsächlich verkauft wurden allerdings nur jene 708 900 Aktien, die direkt im Besitz der Stadt waren. Sie spülten bei einem Verkaufskurs von 88 Euro 62,39 Millionen Euro in die Kasse. Zehn Millionen davon gingen die Sanierung von Schulen, mit dem Rest wurden die Schulden reduziert.
Den vom Rat ebenfalls beschlossenen Verkauf der 517 305 RWE-Aktien aus dem Eigentum der Stadtwerke verhinderte der SWK-Vorstand. Begründung: Es handele sich um eine Geldanlage, an der man festhalten wolle. Anfang dieses Jahres erinnerte SWK-Vorstand Carsten Liedtke im WZ-Gespräch daran, dass der Stadtrat in dieser Sache keine Befugnis habe. „Was mit den RWE-Aktien geschieht, ist eine unternehmerische Entscheidung. Und dafür ist allein der Vorstand zuständig“, sagte Liedtke.
Dass die 25 850 RWE-Aktien des Rheinhafens 2007 nicht abgestoßen wurden, hatte andere Gründe. Der neue Partner, die Neuss-Düsseldorfer Hafengesellschaft, bestand beim Einstieg in den defizitären Krefelder Betrieb darauf, dass die Aktien Eigentum der Gesellschaft bleiben. Der Wert der Papiere hat sich in dieser Zeit allerdings von 2,58 Millionen Euro auf 650 000 Euro reduziert.