Sammler wirft Kunsthändler Betrug vor

In Krefeld kreuzten sich die Wege eines Händlers und eines Sammlers afrikanischer Kunst. Nun treffen sich beide vor Gericht.

Krefeld. Es ist eine bizarre Geschichte, sie spielt zwischen Krefeld, Lüneburg und Westafrika. Sie handelt von fremdartigen Masken und Skulpturen, von Elfenbein, religiösen Kulten und einer zerbrochenen Geschäftsbeziehung, die fast eine Freundschaft war.

Es geht um zwei Männer, die sich 2006 in Krefeld kennenlernten: der Kaufmann Stephan Potthoff, der eine große Faszination für afrikanische Kunst entwickelt hat, und der Lüneburger Afrika-Reisende Karl-Heinz Krieg, der mit dieser Kunst handelt.

Einmal im Jahr veranstaltet Krieg in Krefeld eine große Verkaufsausstellung, früher im Alten Klärwerk in Uerdingen, später im Atelier von Werner Hanssen. Noch bis Sonntag zeigt er seine aktuelle Schau im Atelier Widerborst in Linn.

Bei Krieg, der seit rund 50 Jahren afrikanische Kunst nach Europa bringt und verkauft, fand Potthoff genau, was er suchte. Bis 2008 erstand er nach eigenen Angaben Objekte für 40 000 Euro. Er besuchte Krieg sogar in seiner zweiten Heimat Togo. „Ich habe dem Mann vertraut“, sagt Potthoff. „Und er hat mir seine Freundschaft vorgegaukelt.“

Ohne solch persönliches Vertrauensverhältnis ist das Sammeln afrikanischer Kunst nahezu unmöglich. Wer historische Objekte sucht, will in der Regel Stücke, die bei religiösen Kulten verwendet wurden. Nachweise über die Echtheit lassen sich kaum führen und schon gar nicht überprüfen. Es ist eine Glaubensfrage. Und Potthoff glaubte Krieg.

Doch irgendwann kamen ihm Zweifel — auch weil die Freundschaft auf der Afrika-Reise stark gelitten hatte. Er recherchierte, sprach mit anderen Sammlern, stieß auf Widersprüche. Heute ist er überzeugt, dass 15 Objekte, die er bei Krieg gekauft hat, in Wahrheit „plumpe Fälschungen“ sind.

In einem dicken Aktenordner hat er Indizien und Belege gesammelt. Er berichtet auch von einem Fall, bei dem sich die vermeintliche Patina beim Abstauben gelöst habe: „Sie war nur aufgeklebt.“

Seinen Schaden beziffert der Sammler auf 15 000 Euro. Doch als er den Händler Krieg zur Rede stellte, habe der sich geweigert, die fraglichen Stücke zurückzunehmen. Also verständigte Potthoff seine Rechtsschutzversicherung, nahm sich einen Anwalt und klagte gegen den Händler: „Ich möchte andere davor bewahren, auf Krieg hereinzufallen.“ Das Zivilverfahren wird demnächst in Krefeld verhandelt.

Parallel zeigte er Krieg bei der Polizei an, die Staatsanwaltschaft in seiner Heimat Lüneburg ermittelt wegen Betrugs. Das bestätigt die Pressesprecherin Angelika Klee auf Anfrage: „Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen. Und der Beschuldigte beziehungsweise sein Anwalt haben sich bisher nicht geäußert.“

Es ist nicht das erste Mal, das die Staatsanwälte Krieg ins Visier nehmen. 2008 lief ein Verfahren gegen ihn wegen Schmuggels und Handels mit Elfenbein.

Beides gilt als Straftat. Wer Elfenbein gewerbsmäßig einführt, dem drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Bei Krieg wurden damals nach WZ-Informationen rund 50 Objekte aus Elfenbein beschlagnahmt, unter anderem Amulette. Das Verfahren gegen ihn wurde jedoch später ohne Auflagen eingestellt, nachdem er auf die Rückgabe der Gegenstände verzichtet hatte. Wie das zuständige Zollfahndungsamt Hannover auf Anfrage bestätigt, wurden die Objekte dem volkskundlichen Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln übergeben.

Wie Staatsanwältin Angelika Klee erläutert, ist die Wahrheitsfindung beim Thema Elfenbein nicht ganz einfach. Strafbar seien Einfuhr und Handel nur dann, wenn das Material aus der Zeit nach 1947 stamme: „Das tatsächliche Alter festzustellen, ist allerdings sehr schwer.“

Entsprechende Gutachten verursachen hohe Kosten und bleiben dennoch angreifbar. Eine Verfahrenseinstellung erscheint angesichts dieser Ungewissheit nur pragmatisch — zumal, wenn der Beschuldigte auf das Elfenbein verzichtet.

Karl-Heinz Krieg hat das seinerzeit schweren Herzens getan, wie er gegenüber der WZ erklärt: „Zwei Stücke habe ich allerdings zurückbekommen, weil ich dokumentieren konnte, dass sie vor 1947 entstanden sind.“ Darüber hinaus sei es eben leider schwierig, für afrikanische Kunst objektive Nachweise zu führen.

Die aktuellen Betrugsvorwürfe weist der Kunsthändler energisch zurück: „Herr Potthoff führt eine Kampagne gegen mich“, erklärt er auf Anfrage. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“ Krieg geht davon aus, dass sich die Echtheit der fraglichen Stücke bei einem möglichen Prozess gutachterlich nachweisen lässt.

„Ich handele seit 50 Jahren mit afrikanischer Kunst und hatte nie Probleme. Ich könne es mir nicht leisten, meine Kunden zu betrügen.“