Seidenweberhaus Seidenweberhaus ist kein Denkmal
Nach Urteil der Experten könnte die Veranstaltungshalle abgerissen werden. Stadt prüft vier Varianten als Alternative.
Krefeld. Nun erst nach den Sommerferien soll die Entscheidung Pro oder Contra Seidenweberhaus fallen. So sieht es zumindest der zeitliche Fahrplan von Planungs- und Baudezernent Martin Linne vor. Die Verwaltung prüft derzeit alle möglichen vier Varianten. Dabei hilft, dass der Stadt inzwischen das Gutachten des Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland vorliegt. Das sieht für die 1976 eröffnete Veranstaltungshalle auf dem Theaterplatz keine Denkmalwürdigkeit. „Die räumliche Umsetzung bleibt hinter den Anforderungen an einen Kongressbau zurück, was sich besonders gut an dem schlecht zu findenden, niedrigen Foyer zeigen lässt“, erläutert Helmtrud Köhren-Jansen,
„Das Seidenweberhaus ist ein Monument der kommunalen Politik, die den Bau einer Stadthalle beziehungsweise eines Kongresszentrums nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgte und hierfür eigens einen Stadthallenausschuss ins Leben rief“, zitiert die Leiterin der Abteilung Inventarisation beim LVR aus dem Gutachten. Der Ausschuss reiste 1962 unter anderem nach Bonn und Neuss, nach Siegen und Godesberg, um die dortigen Stadthallen auf ihren Modellcharakter zu prüfen. Mit dem Bau des Seidenweberhauses wurde indes erst 1972 begonnen, vier Jahre später wurde es eröffnet.
Für das Rheinische Amt für Denkmalpflege ist das Seidenweberhaus ein in sich stimmiger, mit seiner Wabenstruktur charakteristischer Entwurf der 1970er Jahre, der allerdings in Teilen verändert wurde. So wurde nach Schließung des Cafés im ersten Stock eine der skulpturalen, sechseckigen Außentreppen entfernt. Im Inneren wurde der für die bauzeitliche Farbwirkung des Interieurs wichtige orangefarbene Teppich ersetzt wie auch die Bestuhlung des großen Saales ausgewechselt. In jüngerer Zeit habe das Gebäude außerdem eine in dieser Form störende Sicherheitstreppe an der Südseite erhalten. Das war aus Brandschutzgründen aber notwendig.
Das Seidenweberhaus stehe in einer Reihe von Stadthallen mit einer freien, vielfach terrassierten Gebäudeform, die gemeinhin aber in Parkanlagen, jedenfalls am Rand der historischen Stadtkerne, erbaut wurden. Das sei auch in Krefeld geplant gewesen.
Erste Entwürfe für eine Stadthalle mit freier Gebäudeform seien im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs 1971 zunächst für den weitläufigen Sprödentalplatz geplant worden. Dort hätte der Komplex nur ein Drittel der Fläche eingenommen. „Die gefundenen Entwurfsideen sind letztendlich für den Theaterplatz adaptiert worden“, sagt Köhren-Jansen. Die aus der inneren Gebäudeorganisation folgende freie, skulpturale Gestaltung des Gebäudes musste zur St.-Anton-Straße umgekehrt werden, in dem der Bau hier weitgehend blockartig abgeschlossen wurde. Diese „Umarbeitung“ führt letztendlich zu dem Urteil der Oberen Denkmalbehörde. Damit ist ein denkbarer Abriss des Seidenweberhauses möglich.
Ende 2014 hatte die Verwaltung eine umfangreiche Vorlage vorgestellt, mit der sie eine Grundsatzdiskussion über eine mögliche Sanierung, einen Neubau an gleicher Stelle oder auch am Willy-Brandt-Platz anstoßen wollte. Inzwischen ist eine vierte Variante hinzugekommen: das Kesselhaus im Mies-van-der-Rohe-Business-Park. Inhaber Wolf Reinhard Leendertz plant einen Umbau zur Eventhalle. Die Pläne will er in der Fraktionssitzung der Grünen am 12. Juni vor Ort der Öffentlichkeit vorstellen. Nach den Sommerferien will die Verwaltung ihr Fazit vorlegen.