Sektenarzt: Wohnung wird geräumt
Am Dienstag ist der Mietvertrag aufgehoben worden.
Krefeld. Der frühere Arzt und Handlungsbevollmächtigte der berüchtigten Deutschen-Siedlung „Colonia Dignidad“, H. (66), wird mit seiner Frau (77) nicht in ein Objekt der Wohnstätte ziehen.
Am Dienstag ist bei einem erneuten Besuch des Ehepaares bei der städtischen Tochtergesellschaft der Mietvertrag für die 58-Quadratmeter-Wohnung im Haus Weidenbruchweg 147 rückwirkend zum 1. September „einvernehmlich beendet“ worden.
Es wurde mit Wohnstätten-Vorstand Thomas Siegert vereinbart, dass die Wohnung am 12. September geräumt übergeben wird — mit sämtlichen Schlüsseln.
Nach seinem Wegzug von Schiefbahn — damit sind dort weitere Sozialhilfe-Zahlungen gegenstandslos geworden — ist unklar, wo sich das Ehepaar im Augenblick aufhält.
Nach seiner Flucht aus Chile, wo H. zu einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von mindestens 26 chilenischen Kindern durch Sektengründer Paul Schäfer verurteilt worden ist, meldete er sich bei der Ärztekammer Nordrhein an. Dort legte er eine bayrische Approbationsurkunde aus dem Jahr 1985 vor.
H. soll in den USA Medizin studiert haben. Nach eigenem Bekunden ist er erst 1978 zur Colonia Dignidad gestoßen. Weitere Verbrechensvorwürfe aus Chile — die Akten umfassen 500 Seiten — werden derzeit im Auftrag der Krefelder Staatsanwaltschaft übersetzt.
Die muss dann prüfen, ob gegen H. in Deutschland ein Verfahren eröffnet werden kann. So lange genießt er den verfassungsrechtlichen Schutz vor Auslieferung an die chilenischen Behörden. Von einem Nachbarland könnte der 66-Jährige sofort abgeschoben werden.