Sicherheit geht vor Komfort

Viele WZ-Leser haben Kritik an Krefelds Ampeln geübt. Experten aus dem Fachbereich Tiefbau nehmen Stellung.

Krefeld. Das Thema Ampeln scheint die Krefelder Gemüter besonders zu erregen. Nachdem die WZ im Dezember darüber berichtet hatte, brach unter den Lesern — vor allem im Internet — ein Sturm der Entrüstung los.

Nur drei Beispiele: „Ich finde die Ampel am Bahnhof gegenüber dem Hanseanum unmöglich“, schreibt etwa der St. Töniser Ruprecht Beusch in einem Brief an die Redaktion. „In fast ganz Krefeld sind die Ampelschaltungen eine Katastrophe“, findet Jürgen Stienen. Und Claus Minwegens Leserkommentar klingt beinahe zynisch: „Von Grüner Welle kann man in Krefeld nur sprechen, wenn Tannenzweige auf der Straße liegen sollten.“

Die meist negativen Reaktionen überraschen Hartmut Könner, den Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau, nicht. „Wir leben nun einmal in einer großen Stadt mit hohem Verkehrsaufkommen, da kann man es nicht allen recht machen“, sagt er. Fast jeder, der einen Führerschein habe, neige aber dazu, sich für einen Verkehrsexperten zu halten — und alleine in Krefeld seien das mindestens 140 000 Menschen.

Ampelanlagen seien heutzutage hauptsächlich dazu da, die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. „Man muss daran denken: Jeder ist auch mal Fußgänger oder Radfahrer und freut sich, wenn er gefahrlos über eine viel befahrene Straße oder Kreuzung kommt.“

Ein Beispiel für die Devise „Sicherheit geht vor Komfort“ ist die Anlage am Hauptbahnhof, von den WZ-Lesern mit 41 Prozent zu Krefelds meistgehasster Ampel gewählt (siehe Grafik). Fußgänger, die vom Bahnhofsvorplatz direkt zum Hansa-Haus gelangen wollen, müssen bei Rot 75 Sekunden warten, haben aber nur zehn Sekunden Zeit, um die Straße bei Grün zu überqueren.

„Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass diese Ampel nicht die optimale Lösung ist“, sagt Christian Eilers, Sachgebietsleiter Verkehrstechnik. „Sie wurde aus der Not heraus geboren, als der Fußgängertunnel geschlossen wurde. Hätten wir sie nicht installiert, hätte es überhaupt keine Möglichkeit gegeben, auf direktem Wege über diese Kreuzung zu kommen.“

Ein weiteres Reizthema für die WZ-Leser scheint die Grüne Welle zu sein. So schreibt Perry Haier: „Es gibt in Krefeld eine Grünphase? Wer’s glaubt, wird selig!“ Die beiden Fachleute räumen ein, dass es nicht so einfach ist, eine Grüne Welle zu schalten.

„Sie funktioniert meist nur optimal in eine Richtung, wir müssen uns also immer entscheiden“, erklärt Eilers. „Außerdem unterbricht jede kleine Störung den Verkehrsfluss — ob Trödler, die nur 45 Stundenkilometer fahren, Autos, die einparken wollen, oder Anwohner, die in die Straße einbiegen.“ Außerdem seien Grüne Wellen nur bis zu einem gewissen Verkehrsaufkommen wirksam. „Zur Hauptverkehrszeit sind die Straßen oft zu voll, die Rückstaus zu lang.“ Könner ergänzt: „Besonders störend sind Linksabbieger.“ In Düsseldorf gebe es beispielsweise tolle Grüne Wellen auf Hauptverkehrsstraßen. „Dort können Sie aber kilometerweit nicht links abbiegen.“

Eine Ursache für die Probleme im Verkehrsfluss ist das Alter der Ampeln. „In Krefeld stehen uralte Lichtsignalanlagen neben neuen computergesteuerten“, erklärt Könner. „Für die Erneuerung steht uns indes nur wenig Geld und Personal zur Verfügung, was die Modernisierung zu einer langwierigen Sache macht. Allerdings können wir nur so den Verkehrsfluss in Kreuzungsbereichen optimieren.“