Sollbrüggenpark: Ein Park voller Erinnerungen
Wohl kaum jemand ist mit der grünen Anlage um Haus Sollbrüggen so eng verbunden wie Hannelore Neffgen.
Krefeld. Es gibt wohl kaum jemanden in Krefeld, dessen persönliche Geschichte derart mit dem Sollbrüggenpark verwoben ist wie die von Hannelore Neffgen. Klar, dass dieser üppige und historische Garten in Bockum ihr grüner Lieblingsflecken ist.
Überall verbergen sich Erinnerungen für die Seniorin. "Diesen komischen Gang nannte man Kussallee", deutet sie schmunzelnd auf den Laubengang. Und von der kleinen Brücke über den Wassergraben hat sie gar noch ein Foto. "Da war ich 15", blickt sie auf ein hübsches Mädchen mit schickem Mantel und Hut, das selbstbewusst in die Kamera schaut.
Die junge Krefelderin musste sich damals nämlich schon zur Lehrerausbildung in Vallendar bei Koblenz begeben. Die ersten Ferien führten sie zurück in die Heimatstadt zur Freundin Emmi Knappheide, die mit ihren Eltern die obere Etage des Hauses Sollbrüggen bewohnte. Ein Urlaub mit einer entscheidenden Begegnung: Hier lernte Neffgen ihren späteren Mann Konrad kennen. "Er war meine ganz große Liebe."
Und dann waren da ja noch die herrlichen Spielnachmittage mit Freundin Emmi. Ein Blick Richtung obere Etage des Herrenhauses spült Erinnerungen an die Oberfläche. "Dort gab es solch eine schöne Wendeltreppe." Und auf dem Dachboden hatten die Freundinnen einmal einen Korb mit edlen Kleidern entdeckt. "Damit verkleidet, ließ sich wunderbar Theater spielen."
Dass die Mädels für jeden Schabernack zu haben waren, bekam später auch die Hitlerjugend zu spüren, die hier Schulführer unterrichtete. "Die schliefen auch hier", kann sich Neffgen erinnern. Eines Tages zerrten die jungen Damen die Matratzen aus dem Lager und stellten damit die Tür zu, hinter der die Jungs unterrichtet wurden. "Als die Stunde zu Ende war, purzelten sie aus der Türe heraus. Das war ein Riesengeschrei", muss sie heute noch lachen.
Dabei fand ihr späterer Gatte den Jux gar nicht komisch. Doch der Ärger war schnell verflogen. "Abends haben wir mit den Jungs Räuber und Gendarm im Park gespielt." Und schließlich wurden die Adressen ausgetauscht. Doch erst nach dem Krieg und nach der Gefangenschaft Neffgens konnte geheiratet werden. Leider ist er kurz vor der Goldhochzeit, im Jahr 1999, verstorben.
Drei Töchter sind aus der Ehe hervorgegangen, die sich übrigens über einen besonderen Schatz freuen können: Hannelore Neffgen hat über die Geschichte ihrer Eltern ein wahres Buch geschrieben. Mit Familienhistorie kennt sie sich ohnehin aus: Nach ihrer Pensionierung als Lehrerin hat sie die Ahnenforschung für sich entdeckt und sogar schon ganze Familien zusammengeführt. Immer noch ist Neffgen im Verein für Familienkunde tätig.
Die Geschichte des ursprünglichen Gebäudes geht ins Mittelalter zurück. Der Rittersitz brannte 1781 ab.
1836 wurde Samtfabrikant Peter de Greiff auf der Suche nach einem Grundstück für seinen Familiensitz mit Haus Sollbrüggen fündig.
Mit Hilfe des Baumeisters Adolf von Vagedes ließ de Greiff auf dem vorderen Gebäudetrakt einen Landsitz in klassizistischem Stil errichten.
Das Parkgelände wurde 1940 von Maximilian Friedrich Weyhe als Landschaftsgarten gestaltet. Im Rahmen der Euroga 2002plus wurde das Gelände nach altem Vorbild wieder hergerichtet.
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