Spröder Brite trifft lebenslustigen Türken

In der zweiten Vorrunde zum Kabarettwettbewerb „Schwarzes Schaf“ im Südbahnhof setzen sich Mike & Aydin durch.

Spröder Brite trifft lebenslustigen Türken
Foto: Andreas Bischof

Ein spröder Brite und ein temperamentvoller Türke lieferten sich als kongeniales Duo am zweiten Vorrundenabend des Kabarettwettbewerbs „Schwarzes Schaf“ im Südbahnhof einen Wort- und Musikstreit und siegten damit gegen fünf weitere Kandidaten. Der gebürtige Brite Mike McAlpine und sein Gegenspieler Aydin Isik mit türkischem Migrationshintergrund sind beide Theaterleute, die auf Bühnen spielen, inszenieren, singen und moderieren.

Das Publikum, das bei den Vorrunden in vier Städten die Jury bildet, legte sich am Mittwochabend auf den steifen Mann im Frack und den lebenslustigen, quirligen Südeuropäer mit ihrem Programm „Nord-Süd-Gefälle“ fest: Platz eins.

Musikkabarettist Christoph Brüske, der mit unterhaltsamen kabarettistischen Einlagen durch das Programm führte, verriet, dass das Duo auch am Vorabend am Spielort Emmerich den Sieg einfuhr — allerdings vor etwas dürftiger Kulisse. In der „Andrea-Berg-Mehrzweckhalle“ in Krefeld hingegen sei die Vorentscheidung gut besucht und die Stimmung großartig, lobte er.

Im Vergleich zur Vorwoche mit dem Sieger Salim Samatou war die Veranstaltung diesmal gleich mit mehreren starken Wettbewerbern besetzt. So hätte auch Slampoet und Humorist Nektarios Vlachopoulos aus Heilbronn den Sieg verdient gehabt. Der Humorist und ehemalige Deutschlehrer mit griechischem „Integra-tionshintergrund“ überzeugte als Artikulations-Akrobat mit geschliffenem Text und Wort. Er thematisierte Ängste aller Art und ordnete sie politisch ein. „Die AfD-Wähler sind verunsicherte Menschen, so wie alle Menschen unsicher sind und ihre Makel haben“, stellte er fest. Gefährlicher seien die einfach Gestrickten wie Donald Trump, bei denen man nie wisse, was als Nächstes passiere.

Sein großes kabarettistisches Talent ließ auch der erst 17-jährige Bernard Paschke aus Meckenheim aufblitzen. Schon als Schüler schrieb er Theaterstücke, die er zunächst an der Schule und später in namhaften Theatern inszenierte und darin mitspielte. Vom Schauspiel zog es ihn zum Kabarett. Derzeit ist er mit seinem ersten Soloprogramm „Ein bunter Pott Püree“ unterwegs. Er spießt Vorurteile gegen Flüchtlinge und Fake News auf. „Warum die Wahrheit rausposaunen, wenn sich die Lüge so viel schöner anhört?“

Frech und voller Satire beschäftigt er sich auch mit dem Klimawandel: „Ich habe in Krefeld eine leere Wasserflasche gefunden und sie in den Rhein ausgewildert.“ Wenn er sein großes Potenzial nutzt, steht ihm eine große Karriere bevor. Überzeugen konnten auch die anderen Kandidaten. Zum Beispiel der lustige, sympathische Berhane Berhane aus Äthiopien, der mit seiner ansteckend guten Laune und Lebensfreude zum Publikumsliebling taugt. Motto: „Ich hau raus, was mir gerade einfällt“ — und dem Publikum gefällt.

Rudi Schöller, den es von Oberösterreich nach Wien zog, verkörpert als Nachwuchskabarettist den typischen Wiener Schmäh — nörgelnd, nuschelnd und bärbeißig. „Die größten Risiken der Menschheit sind Tätowierungen und Kinder“, befindet er.

Sein digitales Programm ist schonungslos komisch. „Google arbeitet an einer menschlichen Suchmaschine, die Sachen nicht findet.“

Bleibt noch Gregor Pallast. Der Politiklehrer aus Bonn hat sich dem politischen Kabarett verschrieben und sinniert über den Irrsinn des Autofahreralltags. Er meint, Autofirmen seien besser vergleichbar, wenn alle ihre Kunden betrügen.