Umwelt Stadt: Krefelds Luft ist gut
Die Schadstoff-Grenzwerte im Hafen werden eingehalten. Der BUND zweifelt an der Aussagekraft der erhobenen Daten.
Krefeld. Weil in Krefeld dicke Luft herrschte, musste die Stadt seit 2010 einen Luftreinhalteplan umsetzen. Schadstoffgrenzwerte mussten eingehalten und der Schadstoffausstoß reduziert werden. Jetzt meldet die Stadt einen Erfolg: „Die kontinuierliche Umsetzung der Maßnahmen des Luftreinhalteplans trägt Früchte.“
Die Einschätzung resultiert aus einer Auswertung, die der Fachbereich Umwelt aufgrund der Daten verschiedener Messstationen erstellt hat, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) im Krefelder Hafen aufgestellt hat. Kontinuierlich werden dort die Werte von Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid (NO2), Stickstoffmonoxid (NO) und Ozon (O3) aufgezeichnet.
Die Feinstaub-Immissionen sind seit den ersten Messungen in 2002 kontinuierlich zurückgegangen, seit vier Jahren wird ihr Grenzwert eingehalten. Der erlaubt, dass der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an bis zu 35 Tagen überschritten wird. Laut Umweltministerium und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz war das im Jahr 2016 an acht Tagen der Fall.
Die Stadt führt diese in ihren Augen positive Entwicklung auf Auflagen zurück, die den Unternehmen, die im Hafen angesiedelt sind, gemacht wurden. So gibt es in den Industriebetrieben Beregnungsanlagen. Zudem gibt es eine Haldenberegnung und Reifenbefeuchtungs- sowie Reifenwaschanlagen. Betriebs- und Verkehrswege müssen regelmäßig gereinigt, Arbeitsprozesse mussten in Hallen verlegt und Plätze befestigt werden, Umschlagverfahren wurden automatisiert, Lkw-Ladungen gesichert. Alle Maßnahmen dienen dem Ziel, die Feinstaubbelastung zu verringern.
Die Stadt ist überzeugt, dass auch durch den Straßenbau der vergangenen Jahre Verbesserungen im Hafen erzielt wurden. Dazu zählt sie, dass die Hentrichstraße instandgesetzt, der Straßenzug Hentrich-/Bataverstraße begradigt, die Hafenringstraße neu gebaut und auf der Bataverstraße eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer durchgesetzt wurden. „Der kontinuierliche Rückgang der Feinstaub-Immissionen und die deutliche Einhaltung der PM10-Grenzwerte sind für die Luftreinhalteplanung der Stadt Krefeld ein großer Erfolg“, heißt es in der Stadt.
Positiv seien auch die Ergebnisse des Lanuv für Oranierring und Kölner Straße. Die Grenzwerte für Stickstoffdioxid-Immissionen würden eingehalten. Dass die NO2-Werte nach einem stetigen Rückgang seit 2010 in 2016 hier wie im Hafen gegenüber 2015 leicht anstiegen sind, sei wohl meteorologisch bedingt. „Ich glaube, dass wir mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind, aber wir können uns nicht zufrieden zurücklegen“, sagt Umweltdezernent Thomas Visser. „Wir liegen immer noch zu nah am Grenzwert und können und wollen nicht alles aufs Wetter schieben.“
Dass Angelika Horster, Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), die positiven Zahlen kritisch betrachtet, überrascht Visser nicht. „Die Zweifel sind verständlich.“ Vor gut zwei Jahren habe er noch das Ministerium angeschrieben und die Dieselautos als Drecksschleudern bezeichnet, die die Luftreinhaltemaßnahmen der Städte ad absurdum führen würden. „Jetzt gibt es für das Jahr 2015 Zahlen wie im Paradies. Das kann sich keiner erklären.“
Angelika Horster zweifelt entsprechend an der Qualität der Messwerte. „Was und wie misst das Lanuv?“, fragt sie. Messmethoden hätten sich verändert, Mittelwerte würden veröffentlicht, die Belastungsspitzen nivellierten. Verkehr im Hafen würde an den Messstellen vorbeigelenkt und Schadstoffe durch Mauern, Hallen oder begrünte Wälle aufgehalten und eingefangen. „Die Ursache der Feinstaubbelastung existiert aber unverändert“, sagt Horster. „Im gesamten Süden werden Logistik und Lagerhallen angesiedelt. Wie soll die Luftqualität da besser werden?“
Dass weiterhin Handlungsbedarf besteht, sieht auch Umweltdezernent Visser so. Stadt und Bezirksregierung — die die Maßnahmen jeweils anordnet — würden an dem Luftreinhalteplan festhalten. Lockerungen kann er sich beim Tempolimit auf 30 Stundenkilometer vorstellen, zumal die Fahrzeuge faktisch häufig schneller unterwegs seien. Offenbar sei das Tempolimit an dieser Stelle kein ausschlaggebender Faktor für die dauerhafte Einhaltung der Grenzwerte, meint Visser.
Dann müsse man sachlich darüber nachdenken dürfen, ob man die Beschränkung für einen besseren Verkehrsfluss auf 50 Stundenkilometer erhöhe. „Das muss man in aller Ruhe mit der Bezirksregierung besprechen.“