Verwaltungsgebäude Stadthaus-Streit: Wer hat Recht?
Unterschiedliche Ansichten von Stadt und LVR stehen der Sanierung im Wege. Lösungen sind nötig.
Krefeld. Für Außenstehende ist der Schlagabtausch zwischen der Stadt Krefeld und dem Amt für Denkmalpflege im Rheinland im Ringen um die Sanierung des Stadthauses nicht mehr nachvollziehbar. Während die Stadt beteuert, beurteilungsfähige Unterlagen über eine fachgerechte Untersuchung der Stahlfenster liegen seit dem Sommer 2017 allen am Projekt Beteiligten vor, widerspricht der LVR. „Die Stadt hat lediglich hierzu Standardberechnungen vorgelegt, die in einem solchen Fall nicht ausreichend sind“, sagt Sara von Knobelsdorff vom LVR zu der Berichterstattung in der WZ vom vergangenen Samstag.
Die in Frage stehenden Bürofenster nehmen fast zwei Drittel der Fassadenfläche ein, stellen für den LVR damit einen wesentlichen Bestandteil der Gebäudehülle dar. Da inzwischen vonseiten der Stadt vorgesehen sei, sämtliche Fenster (außer dem Glasgang) zu erneuern, weist die obere Denkmalbehörde auf deren herausragenden Denkmalwert hin. „Die Frage, ob es möglich ist, Büros mit den Arbeitsstättenrichtlinien entsprechenden Klimata unter Erhaltung des originalen Fensterbestandes zu schaffen, kann noch immer nicht beantwortet werden“, sagt Sara von Knobelsdorff.
„Es gibt anscheinend ein Kommunikationsproblem“, kommentiert Piet Reymann die unterschiedlichen Ansichten von LVR und Stadt. Der Architekt ist mit der Sanierung von Denkmälern vertraut. „Sinnvoller wäre es, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und zu synchronisieren, wo das eigentliche Problem liegt“, schlägt er vor. Mit Ratsbeschluss vom 08.12.2016 ist die Sanierung des Stadthauses im Rahmen eines ÖPP-Verfahrens (wie beim Bau der neuen Feuerwehrwache) sowie einem verbindlichen Kosten- und Zeitrahmen beschlossen worden. Bei einer Bedarfs-, Kosten- und Finanzierungsanalyse sind die Gutachter zu dem Schluss gekommen, dass die Modernisierung des Stadthauses im Vergleich zu einem Neubau mit 128 Millionen zu 130,3 Millionen Euro die wirtschaftlichste Realisierungsvariante darstellt.
In Stuttgart ist das vergleichbare von Egon Eiermann einst für IBM gebaute Verwaltungsgebäude inzwischen vorbildlich saniert worden. Mithilfe der Eiermann-Gesellschaft, die das Schaffenswerk sowie die Pläne und Unterlagen von Eiermann verwalten. Reymann schlägt deshalb vor, das Gespräch mit deren Vorsitzenden zu suchen und einen blick in das Archiv von Eiermann zu werfen. Das könnte zu einer Lösung des Krefelder Problems führen.