Hobby Auch Auto-Laien lassen sich von Oldtimervirus anstecken

Fast 200 Besitzer schmucker Karossen — die wohl älteste war 102 Jahre alt — trafen sich an der Rennbahn.

Foto: Bischof

Bockum. Da, wo sich kürzlich noch die Gartenfreunde auf der Rennbahn umschauten, versammelten sich am Sonntag zahlreiche Oldtimerfans. Schon am Samstag waren vermehrt Fahrzeuge mit dem „H“ am Ende des Nummernschildes in der Stadt aufgefallen. Überwiegend Männer scheinen vom Oldtimervirus befallen. Von 10 bis 12 Uhr schlängelte sich ein nicht enden wollender Zug historischer Automobile heran. Sie fanden alle Platz auf dem ausgedehnten Gelände — und zahlreiche Besucher.

Da standen kleine Gruppen um die vielfältigen Karossen, fachsimpelten mit den aufgeschlossenen Besitzern und staunten. Das wohl älteste Fahrzeug war ein prachtvoller Ford aus dem Jahr 1915, dem man seine 102 Jahre nicht ansah. Selbstverständlich wurde das 20 PS starke Gefährt mit modernen Blinkern nachgerüstet und anstatt einer Petroleumlampe gibt es hinten ein Rücklicht. Sehr dekorativ: die aufgeschnallten Lederkoffer und die große manuell zu betätigende Hupe.

Oldtimer-Treffen in Krefeld
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Oldtimer-Treffen in Krefeld

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Der Wagen wurde wohl in den USA gebaut. Sein Besitzer, der das mit Linkssteuerung ausgestattete Mobil erst im Oktober des vergangenen Jahres erwarb, wusste zu berichten, dass über 15 Millionen davon hergestellt wurden. Er hat sich für dieses Modell entschieden, weil es immer noch Ersatzteile gibt und er gern an Autos herumwerkelt.

Die Traarerin Elke Terlinden von den Oldtimerfreunden Egelsberg, die das Treffen mit ihrem Mann Willi organisierte, und selbst einen MG Baujahr 1973 fährt, begrüßte fast jeden der 200 Teilnehmer persönlich. „Hallo Elke“ hieß es von allen Seiten immer wieder.

Seit dem Jahre 2000 laden die Terlindens zu solchen Treffen nach Krefeld. Die meisten Teilnehmer kommen vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet. Aber es sind auch Wagen aus Aachen, Bremen und Köln auf dem Platz.

Am Eingang hat sich ein Ehepaar aus Orsoy mit der elfjährigen Tochter Lara häuslich niedergelassen. Es fährt einen Alfa-Romeo von 1975 und versäumt keinen Oldtimertreff. Auffallend nebenan ein britischer Riley von 1934. Sein Besitzer ist elf Jahre jünger und stammt aus dem nahen Oedt. Am nächsten Wochenende trifft er sich mit Gleichgesinnten aus dem Klub ASC, um möglichst viele Vorkriegsmodelle anzuschauen.

Selbst Auto-Laien sind nicht gefeit vor dem Virus. Um ein kleines Goggomobil aus dem Jahre 1964, das im bayerischen Dingolfingen gebaut wurde, versammelt sich eine kleine Menschentraube. Der stolze Besitzer des 13,6 PS starken Gefährts verweist auf die Anhängerkupplung. Mit dem Wägelchen zieht er einen kleinen Wohnanhänger Marke Weflinger Heimstolz. Die vorn schließende Tür ist in Fachkreisen als „Selbstmördertür“ bekannt, da sie bei Unfällen kritische Situationen heraufbeschwört.

Unter all den frühen Borgward, Chevrolet, Lloyd Alexander, Mercedes und Volkswagen, die umringt werden, fällt das ravennagrün lackierte VW-Cabrio aus dem Jahre 1973 nur auf, weil es bereits ein Automatikgetriebe hat.

Nach 15 Uhr schlängelten sich die meist untertourigen Schätzchen heimwärts, und es kehrte wieder Ruhe an der Rennbahn ein.