Fischelner Schwarzbrot macht Karriere

Die Laibe der Brüder Jürgen und Ulrich Wiefels werden in die ganze Welt verkauft. Gebacken werden sie wie in den 1950ern.

Fischeln. Die "Berliner Schnauze" hat einen neuen Genuss entdeckt: Schwarzbrot vom Niederrhein! Im Café "Brot und Schokolade" wird das kernige Brot aus der Fischelner Bäckerei Wiefels verkauft. Die Idee dazu hatte Inhaber Georg Windhausen, gebürtig in St.Tönis, und seit einigen Jahren Betreiber des kleinen Cafés in Berlin-Charlottenburg.

Gemeinsam mit den vielen in die Bundeshauptstadt gezogenen Rheinländern vermisste er den heimatlichen Brotgenuss. Nach intensiver Suche wurde er kürzlich bei Jürgen und Ulrich Wiefels an der Oberbruchstraße in Fischeln fündig.

Die 1897 als "Dampfbäckerei" gegründete Firma gab 1960 ihr Ladenlokal auf und spezialisierte sich allein auf die Produktion von Schwarzbrot. Längst beliefert man Kollegen und Lebensmittelmärkte in ganz Deutschland. Während Jürgen Wiefels in der Backstube, zusammen mit zwei Bäckern und fünf Packerinnen, das Sagen hat, bringt Bruder Ulrich die Ware unters Volk.

Seine Routen führen ihn mehrmals im Monat von Koblenz bis Münster. Aber auch die Paketdienste schaltet man ein, wenn das Brot zum Beispiel in die Dominikanische Republik, zu Kreuzfahrtschiffen und eben nach Berlin zu Georg Windhausen geschickt wird.

Der Grund, warum das Fischelner Schwarzbrot ein ganz besonderes ist, kennt Jürgen Wiefels genau: "Die modernen Bäcker haben eben moderne Öfen. Die aber sind zu schnell für das langsam garende Brot." Er backt weiterhin mit dem 1959 eingebauten Steinofen, der mit Öl befeuert wird.

Ein großer Wagen rollt die Laibe behutsam in den Ofen. Sie haben, nachdem sie gemengt und geformt wurden, zwei Stunden auf die Backprozedur gewartet. Nach dem "Rheinischen Reinheitsgebot" für Schwarzbrot beinhalten sie nur Roggenschrot, Natursauerteig, Salz und Wasser. Den Schrot bezieht man "seit ewigen Zeiten" von einem Müller aus Grevenbroich.

Das Sortiment hat sich aber seit den Anfangszeiten der Bäckerei Wiefels gewandelt. Seit fünf Jahren wird auch ein aufwändigeres Bio-Schwarzbrot gebacken. Zu bestimmten Zeiten gibt es Spezialitäten. Zur Adventszeit wird beispielsweise ein Weihnachtsschwarzbrot gebacken. Das Rezept dafür war lange Zeit vergessen, wurde vor einigen Jahren wieder hervorgeholt. Das Brot wird angereichert mit Bio-Pflaumen, -Äpfeln, Walnüssen, Zimt und Rübenkraut. Es hält sich in der Dose einige Monate lang.

Dass das Wiefels-Vollkornbrot, das es "normal" oder "dünn" gibt, per Hand in Silberpapier und Folie gepackt wird, ahnt der Käufer häufig nicht. Fünf junge Damen stehen an der Schneidemaschine und den Packtischen und verarbeiten die tägliche Produktion. Dass die Brotprüfer jeweils nur beste Noten verteilen und immer wieder gern zum Probieren in die Backstube kommen, versteht sich fast von alleine. Und die acht Kinder der Brüder lassen hoffen, dass in Zukunft auch noch Ur-Urenkel des Firmengründers Peter Wiefels für den rheinischen Schwarzbrotgenuss sorgen werden.