GBV Krefeld-Süd: Multi-Kulti gedeiht im Garten
Die Vielfalt der Nationen spiegelt sich im Anbau von Obst und Gemüse in Krefeld-Süd wider.
Krefeld. Der Italiener Filippo Corrado erntet 1,60 Meter lange Zucchini. Für ihn ist das nichts Besonderes. Da er die ganzen langen Gemüsestangen alleine gar nicht verwerten kann, legt er sie vor seinem Schrebergarten auf die Buchsbaumhecke. "Da kann sich jeder bedienen", sagt er. Alle wissen es und greifen gerne zu: "Bei Filippo kriegen immer alle alles."
Der Deutsche Dieter Falkenberg ist der ungekrönte "Tomaten-König". 65 Tomatenpflanzen verschiedenster Art - von haselnussklein bis apfelgroß, von der Ampel- bis zur Fleischtomate - wachsen auf seinem Stück Land. "Auf den Ketschup, den wir daraus herstellen, sind bald alle scharf", weiß Ehefrau Rosemarie. Nebenan liegt "Klein-Anatolien". Hier hat Ahmed Özün sein Reich mit einigen Hundert Quadratmetern Fläche, Platz für zehn Enkelkinder und Tomaten und Paprika aus türkischen Samen.
Andere Länder, andere Sitten und vor allem andere Geschmäcker. Wer was in Europa mag, macht sich in der Anlage des Gartenbauvereins Krefeld-Süd an der Lutherstraße bemerkbar. "Hier wachsen Kiwi, Zucchini, Auberginen und gelbe Schälerbsen, die früher hier keiner kannte", erklären Armin Giebels, der zweite Vorsitzende, und Beisitzer Albert Conzen unisono. "Die ausländischen Mitbürger haben seinerzeit viel Neues mitgebracht. Die Deutschen haben sich bei ihnen Einiges abgeguckt." Auch heute gibt es in der Gartenanlage manch’ neugierigen Blick über die Gartenhecke auf das, was der Nachbar in die Erde steckt. Streit am Maschendrahtzaun ist kein Thema. Der kleine Austausch der Gartenkultur findet stets statt. Hier helfen sich die Männer und Frauen mit dem grünen Daumen gegenseitig.
Zwei dieser Finger muss Filippo Corrado besitzen. Bei ihm trägt die Feige viele Früchte, die sizilianische Aubergine wird viel größer als die üblichen Exemplare. "So dick", sagt Corrado und zeigt die Größe mit zwei Händen an. Italienische Trauben hängen am Rebstock herab, aus denen Wein gekeltert wird. Auf der anderen Seite wachsen gelbe Schälerbsen, eine Spezialität, heran.
"Sie werden steinhart", erklärt der 72-Jährige, der genau 40 Jahre in Deutschland ist und seit 1990 einen Kleingarten pflegt, in dem sich auch Gartenzwerge tummeln. Corrado hat gleich ein Rezept für die Schälerbsen parat: "Sie werden im Topf mit Fleisch gekocht. Dazu kommen Tomaten, Kartoffeln und Eier. Es ist eine sizilianische Spezialität.",
Ahmed Özün hat den größten Garten der Anlage. Dort fallen die vielen Schaukeln und Spielgeräte für die Nachkommenschaft auf, aber auch Paprika, Eiertomaten und Mangold aus der Türkei. "Viele Samen bringe ich in Tüten aus der Heimat mit." Gegessen wird natürlich traditionell mit Joghurtsoße. Besonders Dolma ist beliebt, eine in der Türkei angebaute Variante der Gemüsepaprika. Dolma ist nicht so scharf, dafür im Geschmack ein wenig herzhafter. Dolma kann ideal gefüllt werden. So zum Beispiel mit Reis.
Dass Dieter Falkenberg der "Tomaten-König" ist, ist keine Frage. "Der hat Tomaten!", ist der einhellige Kommentar. Eimerweise werden sie bei ihm geerntet. Der viele Regen hat dem 68-Jährigen einige Sorgen bereitet. Alle Pflanzen mussten mit einer Plane abgedeckt werden. Dick, prall und grün hängen die Früchte jetzt an den Zweigen. Wenn sie reif sind, verwandelt er sie unter anderem in Ketschup. "Mein Mann schneidet sie in Stücke, kocht sie in Wasser und hebt sie mit einem Schaumlöffel heraus. Dann kommen sie in die ,Flotte Lotte’ und werden in diesem Küchengerät so lange durchgedreht, bis nur noch das Mark übrig bleibt. Herrlich", sagt Ehefrau Rosemarie. "Das wird in Gläser gefüllt, eingekocht und verteilt. Würzen kann jeder selbst, ganz nach Geschmack."