Nachbarschaftskrieg: Fischelner vor Gericht

Um den Frieden im Mehrfamilienhaus wieder herzustellen, soll einer Familie der Auszug mit 3000 Euro versüßt werden.

Krefeld. Im Hause gehen sie sich seit über einem Jahr aus dem Weg, am Donnerstag saßen sie vereint vor dem Amtsgerichtssaal 104 und warteten auf den Zivilprozess: die Mieter eines Fischelner Sechsfamilienhauses, in dem ein Rosenkrieg mit unterschiedlichsten gemeinen Mitteln geführt wird. Der Richter, der lediglich über die Rechtmäßigkeit der Kündigung einer dreiköpfigen Familie zu entscheiden hatte, appellierte an die neun erschienenen Zeugen, in ihren Aussagen bei der Sache zu bleiben: "Ich will meine in fünf Wochen Urlaub gewonnene Erholung nicht aufs Spiel setzen."

Von all den vielen Nebenkriegsschauplätzen wie das Malen von Todeskreuzen, anonymen Botschaften, von verstreutem Salz, Zucker und Blumenerde sowie ausgegossenem Öl im Hausflur, zerstochenen Reifen und Sandhaufen auf Autos oder dem eingestellten Verfahren gegen einen Hausbewohner wegen sexueller Beleidigung der inzwischen ausgezogenenen ältesten Tochter der gekündigten Familie wollte er nichts hören. Wie schon im ersten Verhandlungsanlauf im Mai peilte der Richter einen Vergleich an.

Zwei ältere Nachbarparteien aus dem Haus beschuldigten die dreiköpfige Familie, überlaut Pop-Musik abgespielt zu haben - zumindest bis zum Beginn dieses Jahres, was auch zwei Zeugen aus anderen Häusern bestätigen. Vor allem im Sommer 2006, als Fenster und Balkon- und Terrassentüren geöffnet waren. Eine 23-jährige Mieterin, die sich neutral fühlte, bestätigte, dass sie die Musik zwar auf ihrer Toilette in der Nachbarwohnung hören konnte, sich aber nie belästigt gefühlt hätte.

Die Tochter der Vermieterin war nahezu sprachlos: "Und wir verlangen eine sozialverträgliche Miete. Wir könnten viel mehr von unseren Mietern verlangen." Wenn in den nächsten 14 Tagen kein Einspruch erfolgt, ist der Vergleich rechtskräftig. Ansonsten dürfte der Prozess nach der Verkündung der erstinzanzlichen Entscheidung in die Berufung gehen - und der Rosenkrieg sich ebenfalls noch ein Jahr hinziehen.