Indiana Jones braucht starke Nerven

Agility ist für Hundebesitzer Kay Tessmer fast schon ein Beruf. Sein Border Collie hat sich für die European Open qualifiziert.

Fischeln. Wenn Kay Tessmer nach „Indiana Jones“ verlangt, ruft er nicht etwa den Actionhelden aus dem Kino. Nein, Kay Tessmer ruft seinen Hund.

Wenn man Indy, wie Tessmer seinen Border Collie auch nennt, dabei zusieht, wie er durch den Parcours rennt, erkennt man durchaus noch mehr Ähnlichkeiten zum menschlichen Namensgeber: Zielstrebig und abenteuerdurstig umrundet er im Slalom Stangen, jagt durch kleine Tunnel oder balanciert auf wackeligen Wippen, als hinge sein Leben davon ab.

Dass der Hund großen Spaß dabei hat, merkt man daran, dass er alles um sich vergisst, sobald es raus aufs „Spielfeld“ geht. „2,6 Sekunden braucht Indy für zwölf Slalomstangen“, erzählt Tessmer stolz. So oft es geht, kommt der Hundebesitzer mit seinem Tier in den Schäferhundverein Fischeln, den er vor sieben Jahren mit einigen anderen Hundefreunden übernommen hat. „Ich bin hier Vorsitzender, Trainer und dazu noch der erfolgreichste Sportler des Vereins“, sagt er und lacht.

Seine Qualifikation für die Agility European Open in Belgien beweist, dass dies keineswegs übertrieben ist. Vom 26. bis zum 28. Juli messen sich dort Hunde aus ganz Europa. „Um dabei zu sein, muss man vorher bei einer Deutschen Meisterschaft unter die ersten 16 kommen“, erklärt Tessmer.

Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Gehorsam des Hundes sind die drei Eigenschaften, die eine Teilnahme überhaupt möglich machen. Eigenschaften, die Indy für sich gepachtet zu haben scheint. „Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, hat mir besonders seine Arbeitseinstellung gefallen“, sagt der 42-Jährige.

Er sei der geeignete Hund für Turniere, habe starke Nerven, die man für so etwas auch brauche. Dass die beiden einmal an den European Open teilnehmen würden — so weit hatte Tessmer gar nicht gedacht. „Mein Ziel war es, einmal die Deutsche Meisterschaft mitzulaufen. Dass es jetzt so weit gekommen ist, finde ich einfach großartig“, schwärmt er.

Überhaupt sei der Prozess von der „Fungruppe zur Hundesportgruppe“ eher schleichend gewesen. Schließlich sei das ja eigentlich nur ein Hobby, doch mittlerweile sagt Tessmer: „Das, was ich hier mache, ist mehr eine Berufung als ein Hobby.“