Stahldorf: Vorsicht bei selbst angebautem Gemüse

Krefeld. Im Jahr 2006 hatte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in ausgewählten Stahldorfer Gärten Salate und Gemüsepflanzen auf ihre Belastung durch Staubniederschläge untersucht und leicht erhöhte Werte für Chrom und Nickel festgestellt.

Daraufhin hatte die Stadt Krefeld eine entsprechende Anbau- und Verzehrempfehlung ausgesprochen. Hierbei handelte es sich um eine reine Vorsorgemaßnahme. Diese Verzehrempfehlung hält die Stadt Krefeld nun weiter aufrecht. Sie hat an die Anwohner des betroffenen Bereichs ein Informationsschreiben verteilt, der Fachbereich Umwelt mit entsprechenden Rufnummern ist als Ansprechpartner bei Nachfragen benannt.

Die folgende Verzehrempfehlung gilt entsprechend für die Anwohner beziehungsweise Nutzer von 160 Grundstücken im Bereich zwischen Gladbacher Straße und Obergath, Oberschlesienstraße und Thyssenstraße beidseitig bis zum Ende der Bebauung und dem Verbindungsweg zwischen dem Stadtpark Fischeln und der Obergath: Auf den Verzehr von Blattgemüse (Grünkohl, Endivie, Mangold und Spinat) aus dem eigenen Garten sollte bis auf Weiteres verzichtet werden.

Alle unterirdisch wachsenden Gemüsearten wie Möhren, Schwarzwurzeln, Kartoffeln können wie bisher weiter angebaut und verzehrt werden. Ebenso alle Erntegüter, die vor dem Verzehr geschält oder ausgepult werden müssen (Kohlrabi, Erbsen, Bohnen). Alle oberirdischen glatten Früchte wie Äpfel, Tomaten oder Gurken und Bohnen sind leicht und gut von eventuell vorhandenen Stäuben zu säubern.

Sie können ebenfalls wie bisher angebaut und verzehrt werden. Bei oberirdischen rauen Früchten, die sich nicht gut säubern lassen, wie Himbeeren oder Erdbeeren, können Staubauflagerungen bleiben. Allerdings werden diese Früchte lediglich in einem kurzen Zeitraum im Jahr und im Vergleich zu Gemüse auch nur in geringen Mengen gegessen.

Sie können also im gewohnten Ausmaß weiterhin verzehrt werden. In den auf 2006 folgenden Jahren hatte Thyssen Krupp Nirosta eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Staubbelastung im Umfeld des Werkes zu senken. Das LANUV hat in 2007, 2008 und 2009 auf einigen Parzellen selbst Pflanzen angebaut und untersucht.

Die Untersuchungsergebnisse des Landesamtes für das Jahr 2010 hatte die Stadt Krefeld am 27. April erhalten. Während bei Chrom und Nickel eine leichte Verringerung der Werte zu verzeichnen war, gaben die Ergebnisse bei Cadmium zu Bedenken Anlass. Cadmium erscheint oft als Begleitelement bei der Verarbeitung von Chrom und Nickel.

Das LANUV vermutete einen Übergang aus einer Bodenbelastung mit Cadmium und empfahl, die Böden und den Transfer vom Boden in die Pflanze für Nickel und Cadmium zu untersuchen. Die Stadt hatte daraufhin das anerkannte Institut IFUA aus Bielefeld beauftragt, hierzu in kürzester Zeit Untersuchungen durchzuführen und ein Gutachten zu erstellen, damit noch rechtzeitig zur nächsten Ernte über eine Fortsetzung der Verzehrempfehlung entschieden werden konnte.

Die Untersuchungen wurden auf die nähere Umgebung von Stahldorf ausgedehnt. Wegen der Nähe zum Werk wurde auch die Spielfläche an der Stahldorfer Grundschule mit aufgenommen. Die Untersuchungsergebnisse liegen jetzt in einer Vorab-Version vor und liefern folgende Ergebnisse, die zum Aufrechterhalten der Verzehrempfehlung führten:

Die in 2006 höher belasteten Gemüse stammten von Flächen, die auch jetzt höhere Gehalte an Chrom, Nickel und Cadmium aufzeigen. Korrespondierend zu den Gemüseuntersuchungen von 2006 stammten niedrige Werte von Flächen, die weiterhin geringere Gehalte an Chrom, Nickel und Cadmium haben. Die Untersuchungen im Labor zeigen aber vor allem, dass die Belastung der Pflanzen nicht durch Übergang von Schwermetallen aus dem Boden über die Wurzeln in die Pflanze erfolgt ist.

Denn in keiner Bodenprobe konnte pflanzenverfügbares Nickel oder Cadmium nachgewiesen werden. Die Belastung von Gemüse erfolgt auch jetzt nur über den Luftweg. Allerdings klingen diese Belastungen mit wachsender Entfernung vom Werksgelände schnell und deutlich ab, nach rund 300 Metern ist eine Auswirkung kaum mehr feststellbar.

So wurden auch die Böden von drei Gemüseanbauflächen entlang der Anrather Straße untersucht. Dort wurden Werte gefunden, die typisch für unbelastete, niederrheinische Böden sind. Das heißt, auf diesen Flächen haben die Böden keine erkennbare Belastung mit Chrom, Nickel und Cadmium.

Gleiches gilt für Böden der Holterhöfe und im Bereich Sterkenhof. Das LANUV wird auch in den nächsten Jahren auf ausgesuchten Flächen Gemüse anbauen und untersuchen.