Bahnübergang: Tucholsky-Schule lässt nicht locker

Mit dem Nein der Stadt zum Bahnübergang am Nauenweg wollen sich die Betroffenen nicht zufrieden geben.

Krefeld. Beim Überqueren des stark befahrenen Nauenwegs lauern täglich Gefahren für Fußgänger und Radfahrer. Aus diesem Grund sind schon an mehreren Stellen Verkehrsinseln in Straßenmitte angebracht worden, um in zwei Schritten sicherer auf die andere Seite zu kommen.

Eine solche Insel- oder Ampellösung hatten sich Lehrer und Schüler auch nahe des Bahnübergangs und Tunnels am Baackeshof vorgestellt, als vor über einem Jahr zwei Ortstermine stattgefunden haben. Daran hatten Vertreter von Polizei, Bauausschuss, den Fachbereichen Ordnung und Tiefbau, von Fraktionen und Schule teilgenommen.

Dabei wurde der Schule mitgeteilt, dass der ursprünglich gefasste Beschluss des Bauausschusses zur Einrichtung einer Mittelinsel aus verkehrsrechtlicher Sicht aufgehoben werden müsse. Die Begründung der Stadt mit Unterschrift des Oberbürgermeisters ging der Schule im September 2010 zu.

Darin sei fälschlicherweise beschrieben, dass die Wegeverbindung von der Alten Gladbacher Straße zum Nauenweg keine offizielle Schulradweg-Verbindung sei, sagt Lehrer Andreas Weinhold.

Vielmehr weise der von der Stadt herausgegebene Plan genau diesen Weg als Schulradweg aus und sei deshalb geradezu eine Aufforderung, diesen Weg zu nutzen. Der Umweg über die Ampelquerung an der Alten Gladbacher Straße werde von den Schülern nicht angenommen.

Weinhold und Schulleiter Michael Schütz akzeptieren gegenüber der WZ die von der Stadt angegebenen Gründe, die eine Insel oder Ampel an der gewünschten Stelle verhindern. Sie begrüßen ausdrücklich, dass auf Vorschlag von Oberbürgermeister Gregor Kathstede Piktogramme auf der Straße angebracht worden sind, die vor der Gefahrenstelle warnen. Allerdings wollen sie nicht einsehen, dass das Thema ohne weiteres Gespräch einfach zu den Akten wird.

Das sehen auch die Grünen so, die im jüngsten Bauausschuss den Fall noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt haben (die WZ berichtete). Wegen der fehlenden Antragstellerin wurde die Angelegenheit auf den nächsten Termin vertagt. Laut Beigeordnetem Thomas Visser ist das Thema jedoch ausdiskutiert und für die Bezirksvertretung keines mehr.

Dabei gibt es laut Weinhold noch andere als die bisher aufgezeigten Möglichkeiten. So existiert wenige Meter südlich des Tunnels bei der Lidl-Einfahrt eine Verkehrsinsel in Straßenmitte, die von den Schülern mit ihren Fahrrädern zum Überqueren des Nauenwegs genutzt werden könne.

Dazu müsse jedoch der Radfahrweg zu beiden Seiten des Nauenwegs in jeweils beiden Richtungen befahren werden dürfen. Dies ist zurzeit nicht der Fall. Gegebenenfalls könne mit einem Geländer unterhalb des engen Tunnels verhindert werden, dass Radfahrer auf die Straße wechseln.

Auch über eine Beleuchtung im Tunnel solle wegen der wechselnden Lichtverhältnisse bei der Einfahrt nachgedacht werden. Eine Erleichterung sei es außerdem, wenn die ohnehin auf der falschen Seite angebrachten Sperrgeländer am Bahnübergang entfernt werden, zumal ein Bahnverkehr auf dem Nebengleis so gut wie nicht mehr stattfindet. Derzeit würden die Gitter über die Straße umfahren und so der Verkehr gefährdet.

Außer dem Sicherheitsaspekt komme noch ein wichtiger pädagogischer Grund hinzu, sagt Weinhold. Die Kurt-Tucholsky-Schule vertrete Deutschland am Comenius-Europa-Projekt, an dem auch je eine Schule aus Dänemark, Finnland, Lettland und Spanien beteiligt ist.

Ziel dieses Projekts sei es, dass die Schüler demokratische Mitbestimmung und bürgerliches Engagement lernen. „Jetzt, wo wir Ihnen genau das am Beispiel Nauenweg auch mit einer Demonstration vor dem Rathaus vermittelt haben, verpasst die Stadt den Schülern eine Ohrfeige“, bedauert der Lehrer. „Schüler, Eltern und Lehrkräfte wollen nur eines: Mit den Verantwortlichen noch einmal ergebnisoffen diskutieren“, so seine Botschaft.