Eine Kulturbühne für Fischeln

Manfred Gietz und Joachim Watzlawik wollen die Gaststätte fest im Konzertkalender verankern — für beide eine Herzensangelegenheit.

Fischeln. Ein paar Wochen hat er die Füße still gehalten. Jetzt jucken sie wieder, was niemanden wirklich verwundert, der Joachim Watzlawik kennt. Der langjährige Motor des Kulturpunkts Friedenskirche gibt nun in seiner alten Heimat Fischeln Gas: Gemeinsam mit Gastwirt Manfred Gietz zieht die Fischelner Kulturbühne auf.

Erste Versuchsballons haben die beiden schon steigen lassen. Eine kubanische Nacht und ein irischer Abend brachten den gewünschten Erfolg. Nun planen sie für Mai gleich vier Veranstaltungen, weitere für Juni und Juli. „Die Schlagzahl wollen wir beibehalten“, sagt Watzlawik.

Ihm und Gietz ist vor allem der Lokalkolorit wichtig. „Fischeln ist der größte Stadtteil, hat aber kaum Veranstaltungsorte für Kultur.“ Umgekehrt gebe es viele Fischelner, die lieber im eigenen Stadtteil etwas unternehmen, statt in die Innenstadt zu fahren. Sie sollen im Burghof bei italienischen Abenden und afrikanischen Nächten, Tango, Blues und Schlagern eine kulturelle Heimat finden. Auch ein Kammerkonzert im Innenhof oder prominente Liedermacher kann Watzlawik sich vorstellen. Alles riecht nach dem Profil, das er im Kulturpunkt jahrelang geprägt hat.

Allein die Orte sind nicht vergleichbar. Der Saal Gietz, ausgelegt für 300 Sitz- und 500 Stehplätze ist das Relikt einer traditionellen Kneipenkultur, die es immer seltener gibt. „Ich möchte hier aber nicht nur Schützenfest, Karneval und private Feiern“, betont Manfred Gietz. „Ich will auch das Besondere.“

Seit 1964 steht Gietz, inzwischen im Rentenalter, im Familienbetrieb hinter der Theke. So langsam denkt er ans Aufhören und wünscht sich „einen gestandenen Wirt“ als Nachfolger. Die Kulturbühne unterstützt er dennoch mit voller Kraft. „Manni brennt immer noch für seinen Laden“, sagt Watzlawik.

Auch für den Kulturmacher, der nun als Schulsozialarbeiter in Uerdingen wirkt, ist der Saal Gietz eine Herzensangelegenheit: „Ich habe hier in der Jugend oft gefeiert. Für mich schließt sich auch emotional ein Kreis.“