Das Wandern ist des Königs Lust
Werner König blickt auf eine Wanderleistung von 120000 Kilometern zurück. Dafür bekam er die Goldene Anerkennungsnadel.
Hüls. Nicht mehr lange und Werner König kann auf eine Laufleistung von 120 000 Kilometern zurückblicken. Jeden offiziell gelaufenen Kilometer seines Lebens hat der Rentner akribisch dokumentiert - abgestempelt in seinem Wanderheft.
Werner König ist leidenschaftlicher Wanderer - und das nun schon seit über 40 Jahren. Für seine Lebenswanderleistung wurde der Rentner schon im Vorfeld mit der Goldenen Anerkennungsnadel des Deutschen Volkssport Verbandes ausgezeichnet.
Mit seinen 75 Jahren geht König noch immer stramm auf Tempo. "Ich schaffe noch sieben bis acht Kilometer in der Stunde", sagt er. Das entspricht guten zwei Metern in der Sekunde. Dreimal in der Woche nimmt König an organisierten Wanderungen teil. Generell geht der Rentner lieber bergige Strecken. "Das ist abwechslungsreicher. Die Ausdauer und die Puste habe ich jedenfalls."
Seine Frau begleitet den agilen Rentner auf den meisten seiner Touren. Allerdings läuft sie lieber in Gesellschaft und wählt zusammen mit Gleichgesinnten die kürzere Strecke. "Mein Mann läuft ja allen davon", sagt sie. "Da kommt keiner mit." "Wenn er die 20-Kilometer-Strecke geht, gehe ich zehn Kilometer. Wenn ich 20 Kilometer wandere, geht mein Mann zusätzlich sechs oder zehn".
Die beiden sind Mitglieder im Wanderverein "Früh auf", im Deutschen und im Internationalen Volkssport Verband. Mit dem Wandern allein ist es nicht genug. 330 Marathons gehen außerdem auf Werner Königs Konto. Der letzte liegt noch gar nicht weit zurück. "Das war im Frühjahr bei der Wanderolympiade in Japan."
"Die 100-Kilometer-Marke habe ich auch schon an einem Tag geknackt", erzählt König. "Das Wandern ist wie eine Sucht." Ein Ende ist nicht abzusehen, so lange er kann, macht der Rentner weiter. Die Bewegung an der frischen Luft hält ihn fit. Seine Frau möchte sich gar nicht ausmalen, was ist, wenn ihr Mann nicht mehr wandern kann. "Wenn er mal nicht zum Wandern kommt, wird er ganz kribbelig", sagt sie.
Bei Wind und Wetter zieht es ihn in die Natur. "Es macht natürlich mehr Spaß, wenn die Sonne scheint, das ist klar", sagt König. Aber dennoch gilt bei ihm das Motto: "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung". Einen Lieblingsort hat der Rentner nicht. Wir waren schon überall.
Es ist doch überall schön", sagt er, "von der See bis an die Berge". Dreimal die Woche geht König auf die Reise. Oftmals verschlägt es den Wanderer in die Niederlande oder nach Belgien. "Dort gibt es jeden Tag Wanderveranstaltungen." König setzt sich früh morgens ins Auto, läuft seine Strecke und kommt wieder nach Hause. "Pünktlich zum Kaffee bin ich dann wieder da."
Früher war das Wandern Familiensache. Die allsonntäglichen Ausflüge der Königs zu allerhand Sehenswürdigkeiten legten den Grundstein für die Wanderlust. "Das ging los als unsere beiden Söhne laufen konnten. Mit Beginn der Ausbildung allerdings sind sie abgesprungen. Die hatten andere Interessen." Die erste richtige Wanderung, an die sich Werner König erinnern kann, fand am Hülser Berg statt.
Den Nachwuchs beim Wandersport vermisst König. "In den Niederlanden zum Beispiel sieht das anders aus", weiß der Rentner. "Hier haben die jungen Leute viele andere Interessen wie Computer. Oder sie üben andere Sportarten aus", ergänzt seine Frau. Familien mit Kindern sind dabei, aber wenn die Kinder nicht mehr mitkommen, gehen die Eltern auch nicht mehr. "Aber wenn die Kinder aus dem Haus sind, kommen die alle wieder", weiß König.