Gewaltprävention: Zickende Mädchen, boxende Jungs

Die Robert-Jungk-Gesamtschule und die Polizei Krefeld haben eine Projektwoche zur Gewaltprävention organisiert.

Krefeld-Hüls. Die Scheibe des Wartehäuschens ist zertrümmert. Ein Mitarbeiter der Stadtreinigung fegt die Sicherheitsglassplitter neben der Bushaltestelle „Reepenweg Schulzentrum“ zusammen. Um ihn herum toben Schüler der Robert-Jungk-Gesamtschule. „Immer machen die das kaputt“, ruft einer von ihnen, während er die Folgen des Vandalismus betrachtet.

Wer „die“ sind, sagt er nicht. Aber Ralf Sänger, Direktor der Schule, stellt klar: „Das waren keine von uns. Die machen sowas nicht!“ Den Täter kann er aber nicht nennen. Andreas Heinrich kann das auch nicht, und er ist immerhin Erster Hauptkommissar bei der Polizei Krefeld.

Die beiden sind aber auch nicht zusammengekommen, um einen Wartehäuschen-Vandalen dingfest zu machen. Allerdings — der Grund ihres Treffens ist zumindest artverwandt: Die Robert-Jungk-Gesamtschule und die Polizei Krefeld haben eine Projektwoche zur Gewaltprävention organisiert.

Sänger erklärt: „An Schulen ist aggressives Verhalten alltäglich. Dabei geht es nicht nur um Schläge, sondern auch um Worte. Deshalb wollen wir als Schule offensiv damit umgehen. Und der kompetenteste Partner dafür ist die Polizei.“

Heinrich ergänzt: „Es gibt hier nicht mehr Auffälligkeiten als an anderen Schulen. Es gibt auch keinen konkreten Fall als Auslöser. Die Projektwoche ist Pionierarbeit für ganz Krefeld.“

Konkret sieht das Programm der Projektwoche so aus: Alle Fünftklässler, etwa 120 Kinder, befassen sich unter der Anleitung von Lehrern und Polizisten mit dem Thema Gewalt, beziehungsweise deren Vermeidung.

In einem der Klassenzimmer spricht ein Polizist über die speziellen Ausprägungen von Gewalt im Internet. In der Sporthalle haben ein Lehrer und eine Sozialpädagogin einen Parcours aus Turngeräten aufgebaut. Die Schüler müssen ihn jeweils in Zweier-Seilschaften durchlaufen. Dabei soll ihre Hilfsbereitschaft gefördert werden.

Bei Maibritt und Melina scheint es zu funktionieren — Hand in Hand balancieren die Schülerinnen über eine Reckstange. „Das macht Spaß!“, sagt Melina, nachdem sie mit Hilfe von Maibritt den Abgrund überwunden hat.

Auch der Rest der Projektwoche gefällt den beiden. Wenn sie auch finden, dass die eigentliche Zielgruppe nicht Mädchen, sondern Jungs seien. Schließlich würden Mädchen nur mit Worten Gewalt ausüben. „Die sind höchstens mal zickig“, sagt Maibritt. Jungs hingegen, ergänzt Melina, würden oft auch zu körperlicher Gewalt greifen: „In der Pause geht es manchmal richtig rund — mit Schubsen und Boxen und so.“