Helios-Klinik Patient verlässt Klinik als gesund — und stirbt

Angehörige vermuten medizinisches Fehlverhalten im Helios Hüls. Eine Kommission soll den Vorgang prüfen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Für Winfried und Sabine Hubmann war es ein Schock: Am Dienstag nach Pfingsten wurde ihr Vater morgens aus der Helios-Klinik in Hüls entlassen. Das war geplant, aber „er war in einem desolaten Zustand, als er Zuhause ankam“, erzählt Winfried Hubmann. Sein Eindruck trog den Sohn nicht. Wenige Stunden später musste der Rettungsdienst gerufen werden, der den 89-Jährigen als Notfall in ein Krankenhaus einlieferte. Dort starb der Senior noch in der Nacht.

„Wie kann es sein, dass ein Patient als gesund aus einer Klinik entlassen wird und ein Darmverschluss unbemerkt bleibt“, fragen sich die erschütterten Angehörigen.

Der Reihe nach: Winfried Hubmann betreute gemeinsam mit einem Pflegedienst seinen pflegebedürftigen Vater, der im selben Haus in einer eigenen Wohnung lebt. An einem Sonntag im Mai hat der Senior plötzlich Mühe, Treppen zu steigen, auch ein hartnäckiger Husten will nicht schwinden. „Zur Vorsicht“, wie der Sohn sagt, bringt er den Vater in die Helios-Klinik Hüls, wo ein Rundum-Check abklären soll, ob und inwieweit Behandlungsbedarf besteht.

Gut geht es dem Patienten nicht: „Er hat in den zwei Wochen zugenommen, hatte einen geblähten Bauch und keinen Appetit“, zählt Sabine Hubmann Anzeichen auf, die für ihren Vater sehr ungewöhnlich waren. Den Kindern fiel außerdem auf, dass ein Medikament abgesetzt worden war, dass der Vater ihrer Erfahrung nach dringend für eine geregelte Verdauung benötigte. Erst nach mehrfachen Hinweisen sei ihm das Mittel wieder gegeben worden, sagt Hubmann.

Der Vorwurf der Geschwister: Es habe Hinweise gegeben, dass es dem Vater nicht gut gehe, denen das medizinische Personal nicht gründlich genug nachgegangen sei.

Diesem Vorwurf tritt Helios entgegen. Auch in der Klinik habe die Nachricht vom plötzlichen Tod des Patienten große Betroffenheit ausgelöst, sagt Helios-Sprecherin Marina Dorsch. Man sei nach eingehender Prüfung aber zu dem Ergebnis gekommen, dass er nicht durch einen Behandlungsfehler verursacht wurde. Es sei vielmehr eine „schicksalhafte Entwicklung“ gewesen. „Auch wenn Patienten in einem altersentsprechend guten Allgemeinzustand entlassen werden, können gerade bei älteren andere oder neue Erkrankungen in einem sehr kurzen zeitlichen Abstand eskalieren, was so vorher nicht immer abzusehen ist.“

Winfried Hubmann und seine Schwester wollen sich mit dieser Erklärung nicht zufriedengeben. Eine unabhängige Gutachterkommission bei der Ärztekammer soll sich mit dem Vorgang befassen und klären, ob in der Behandlung Fehler gemacht wurden. Die Geschwister sind davon überzeugt, dass der Darmverschluss, an dessen Folgen der Vater starb, im Helios in Hüls hätte erkannt werden müssen.

„Natürlich wissen wir um die Möglichkeit, dass auch wir uns irren können und haben den Angehörigen zugesichert, das von ihnen gewünschte Verfahren bei der Ärztekammer Nordrhein uneingeschränkt zu unterstützen“, betont Marina Dorsch. „Wir sind der Überzeugung, dass die Begutachtung des Sachverhalts durch eine unabhängige Stelle im Sinne beider Beteiligten eine sinnvolle und faire Lösung darstellt.“

Winfried und Sabine Hubmann geht es vor allem um eins: „Wir wollen einfach, dass so etwas nicht mehr vorkommt“, sagen beide.