WZ-Bus: "Wir sind keine Schmutzschule"
Die Schüler der Gesamtschule wehren sich gegen Pauschalurteile.
Hüls. Die Schule und die Einwohner hatten kräftig Werbung betrieben für den Besuch des WZ-Busses, die Resonanz war entsprechend groß. Mehr als 100 Besucher redeten über die Lösung des Müll- und Pöbelproblems an der Robert-Jungk-Gesamtschule.
Ursula Betteram wohnt auf der Dünkirchener Straße 53. "Ein bis zweimal in der Woche fliegen Eier in unseren Vorgarten oder an die Hauswand. Müll wird auf die Straße geworfen, obwohl einen Meter weiter ein Mülleimer steht. Außerdem wurde bei uns mehrmals die Mülltonne umgekippt."
Eine Privatstraße führt zum Haus von Hans Hoevels auf der Dünkirchener Straße 18. "Dass die Schüler dort nicht laufen dürfen, interessiert die wenigsten. Die Frechheiten sind das schlimmste. Sie sagen mir, wenn ich sie anspreche: ,Alter, pass auf. Wir sind zu dritt, du alleine.’"
Auch Horst Wetterhahn und seine Frau Ursula wohnen in direkter Nähe zur Schule. Horst Wetterhahn berichtet von Pöbeleien gegen seine Frau, die in letzter Zeit Überhand genommen hätten: "Da fallen Sätze wie ,Alte, geh ins Altersheim’."
Julia besucht die 10d der Robert-Jungk-Gesamtschule und ist Mitglied der Schülervertretung. "Es gibt in vielen Bereichen Leute, die aus dem Rahmen fallen. Wir können uns für diese Leute nur entschuldigen. Die Lehrer übernehmen in unserer Schule Verantwortung für Erziehung, die eigentlich Eltern übernehmen sollten.
Gut finde ich den Elternbrief der Schule, der an diese Verantwortung erinnert. Wir haben es geschafft, mit der Aktion Saubere Schule das Schulgelände sauber zu halten. Das wollen wir auf die Bereiche außerhalb der Schule ausweiten, müssen dafür aber die Stadt und die GSAK einbinden. Das werden wir demnächst tun."
"Es ist nur ein sehr kleiner Teil der 800 Schüler, die sich nicht benehmen kann. Man darf das Thema nicht verallgemeinern", sagt Gerd Berwanger. "Einige von denen trinken sogar am morgen, werfen Müll auf den Bürgersteig." Es fehle eine Aufsicht für die Freigänger, das sehr offene Schulgelände müsse in Teilen abgegrenzt werden. Was ihn wundert: Vor 20 Jahren habe es geheißen, die Schule sei als Realschule mit 200 bis 300 Schülern konzipiert. Heute handele es sich um eine Gesamtschule mit 830 Schülern.
Sayed Abdi ist stellvertretender Schülersprecher und meint: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vorfälle ausschließlich von Schülern verursacht wurden. In der Nachbarschaft wohnen auch Kinder und Jugendliche, die es gewesen sein könnten."
Auch der 16-jährige Max, der die Klasse 9a besucht, glaubt nicht, dass nur Jungk-Schüler für den Müll verantwortlich sind: "Dieses Pauschalurteil finde ich nicht gerechtfertigt." Die 16-jährige Jana aus der 9a sorgt sich gar um den öffentlichen Ruf der Schule: "Wir wollen nicht, dass unsere Schule so schlecht da steht."
Denn das könne auf die Zukunft der Jungk-Schüler schlechte Auswirkungen haben, meint auch Nathalie (15) aus der 10a: "Schüler, die nichts mit der Sache zu tun haben, werden über einen Kamm geschoren."
Auch Michael aus der Jahrgangsstufe 12 beklagt, dass die Schule in Gänze in Verruf gerate, betont aber auch: "Ich kann verstehen, dass die Anwohner sich über die Situation beschweren." Sein Appell an die Mitschüler: "Es gibt genügend Mülleimer, die benutzt werden können."
Lehrerin Anja Rinnen hofft, dass die Diskussion der letzten Tage positive Auswirkungen entfaltet: "Vielleicht hilft es, dass es jetzt einmal richtig geknallt hat." Sie habe das Thema im Unterricht angesprochen und gemerkt, dass es die Schüler wirklich beschäftige. Jetzt seien auch sie gefordert, ihren fehl handelnden Mitschülern klarzumachen: "Wir sind keine die Schmutz- und Rabaukenschule."
"Wir müssen viel häufiger zu Mitschülern sagen: Was soll das?" meint auch Schülerin Kirsten Böckelmann. Dominik (14) aus der 9b sieht das ähnlich: "Wir haben im Unterricht besprochen, ob wir Schüler nicht eine Entschuldigung an die Anwohner schreiben sollten. Ich wäre dafür."
Von uneinsichtigen Schülern, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, berichtet Ruth Feldges. "Einmal bin ich beim Gassi-Gehen mit meinem Hund mit einem Mädchen auf dem Bürgersteig zusammengeprallt. Das Mädchen hatte dort nichts zu suchen", meint Feltges.
Seit 20 Jahren ist Sonja Peschel Lehrerin an der Schule. "Ich bin entsetzt, dass einige unserer Schüler mit Eiern werfen. Das war mir bisher nicht bewusst." Die Schule als Gemeinschaft sei gefordert, die kleine Gruppe Schüler in den griff zu bekommen. "Mit Zerstörungswut haben wir seit vielen Jahren Probleme. Wir wünschen uns seit langem einen größeren Zaun. Dafür ist aber kein Geld da", berichtet sie.
"Seit dem WZ-Bericht vor einer Woche hat sich bereits etwas getan. Auf unserem Privatweg sind in dieser Woche keine Schüler gewesen", berichtet Leo van Gansewinkel.