Schicksbaum Bellini-Seniorenresidenz wird Anlage-Objekt
Der Eigentümer der Immobilie will die 80 Pflegeappartements einzeln an private Investoren verkaufen - mit Wohnrecht.
Krefeld. Bislang gibt es in Krefeld keine Pflegeimmobilie, die für private Anleger als Kapitalanlage dient. Das wird sich ändern. Vor wenigen Tagen hat der Verkauf der 80 Einzelbettzimmer in der Seniorenresidenz „Bellini“ in Schicksbaum begonnen. Die Düsseldorfer Conzen-Immobilien GmbH hat die Vermarktung übernommen. „An dem Mietverhältnis mit dem Betreiber ändert sich aber nichts“, sagt Michael Conzen der Westdeutschen Zeitung.
Der Geschäftsführer der Bellini-Senioren-Residenzen GmbH, Andreas Bochem, weiß noch nichts von diesem geplanten Eigentümer-Wechsel. Er möchte ihn auch nicht öffentlich kommentieren. Dafür verweist er auf den gültigen Mietvertrag. Der läuft noch weitere 15 Jahre.
Auch Wolfram Gottschalk, Leiter des Fachbereichs Soziales, Senioren und Wohnen, ist davon noch nichts bekannt. „Der Betreiber bekommt von uns die Betriebsgenehmigung, nicht der Eigentümer“, sagt er. Deshalb tangiere die Stadt das nur am Rande. Er kennt dieses Modell des Pflege-Immobilien-Investments. „In Krefeld ist mir bisher aber keines bekannt.“
„Bislang gab es bei dieser Seniorenresidenz nur einen Investor, künftig dann 80 Privatanleger“, erklärt Michael Conzen diese Form. Die zwischen 47 und 54 Quadratmeter großen Pflegeappartements am Schirkeshof 6 werden einzeln verkauft. Im Durchschnitt laut Conzen für 135 000 Euro. Neben einer gesicherten Jahres-Miete von durchschnittlich rund 6500 Euro erwerben die Käufer auch ein bevorzugtes Belegungsrecht, sofern das erworbene Eigentum frei ist oder wird. Und damit selber eine Anwartschaft auf eine betreute Pflege im Alter. Vorausgesetzt, der Mietvertrag mit der Bellini-Seniorenresidenz wird nach den insgesamt 15 Jahren weiter verlängert oder ein neuer Betreiber gefunden.
Mit Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung im Jahr 1996 wurde bereits die Möglichkeit für Investments in Pflegeimmobilien als Kapitalanlage entwickelt. „Bei Seniorenimmobilien spricht die Fachwelt von einem der letzten Wachstumsmärkte mit einem Investitionsbedarf in zweistelliger Milliardenhöhe in den kommenden Jahrzehnten“, wirbt Conzen auf seiner Internetseite für das Krefelder Projekt. Bei einer steigenden Zahl von Pflegebedürftigen sei die Vollbelegung aller gut geführten Pflegeheime auf Jahrzehnte gesichert. Andererseits sei die Miete sicher, weil die Kommune die Kosten übernehme, wenn der zu pflegende Bewohner selber nicht mehr die Unterbringung im Heim bezahlen könne.
Ein Aspekt, den Wolfram Gottschalk sehr genau im Auge hat. Mit dem jüngst im Rat verabschiedeten Bedarfsplan will die Stadt die Qualität und Verteilung der Einrichtungen im Stadtgebiet lenken und fördern, wo es sinnvoll erscheint. Gleichzeitig aber möglichen Spekulationsobjekten einen Riegel vorlegen.