Viel Platz im Hochzeitswäldchen: Es kann geheiratet werden. . .
Im Hochzeitswäldchen gibt es momentan noch reichlich Platz, um sich pflanzlich zu verewigen. Das Inrather Pendant wächst und gedeiht.
Forstwald/Traar. Sie werden so alt wie kein Mensch und keine Ehe — und sind damit ein Sinnbild für „die Ewigkeit“, für die sich manches Brautpaar Treue schwört. Mit Bäumen wie Eiche, Buche, Esche oder Linde haben tausende Krefelder bereits ein Zeichen gesetzt — oder besser: gepflanzt. Ein Zeichen ihrer Liebe. „Allerdings hat es auch schon nächtliche Besucher gegeben, die mit der Säge kamen, weil die Ehe nicht so lange gehalten hat, wie gedacht“, sagt Stadtförster Arno Schönfeld-Simon.
Und dabei sind er und seine Mitarbeiter die einzigen, die nach dem Pflanzen noch Hand anlegen sollten. Denn wenn die komplette für ein Hochzeitswäldchen ausgewiesene Fläche ausgenutzt ist, dann ist es kein Wäldchen mehr für Treueschwüre und Festivitäten aller Art, dann ist es Wald im Sinne des Gesetzes. „Also nicht nach Goethe oder Schiller, sondern ,eine mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche’“, zitiert Schönfeld-Simon und versucht damit auch klar zu machen, was immer wieder zu Missverständnissen in der Bevölkerung führt. „Wenn der schönste Ereigniswald voll ist, dann kommt das Schild ab.“
Und dann darf jeder gerne „seinen Baum“, wenn er sich die richtige Stelle gemerkt hat, besuchen. Aber ansonsten werden die ganz normalen Maßstäbe der Waldpflege angesetzt. Es wird geschnitten, um Nachbarbäume zu begünstigen, was sich offiziell „Läuterung“ nennt, und es wird auch gefällt, wenn beispielsweise ein Konkurrenzkampf ums Licht existiert. „Nur die Stärksten überleben“, betont Schönfeld-Simon.
So wird beispielsweise das „volle“ Hochzeitswäldchen am Ende des Breiten Dyks im Inrath behandelt. Es wurde vor fast 40 Jahren vom Vorvorgänger des jetzigen Stadtförsters angelegt und nach zehn Jahren bereits auf eine Wiesenfläche erweitert. Hier stehen auf 1800 Quadratmetern rund 1100 Bäume. Und rund um Stieleiche, Winterlinde, Hainbuche und Buche gedeiht das ein oder andere Gebüsch, in das sich Kleintiere zurückziehen können. Das erweckt zwar bei manchem Spaziergänger den Eindruck, dass das Hochzeitswäldchen „verkommt“. Aber aus Förstersicht ist hier alles im grünen Bereich.
So wird auch die Zukunft des Hochzeitswäldchen im Forstwald und des Ereigniswalds am Kullpfad in Traar aussehen. Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Denn hier ist noch reichlich Platz, um sich angesichts von Eheschließung, Geburt oder Geburtstag zu verewigen. „Viele machen ein Event daraus“, berichtet Schönfeld-Simon, „da wird außer dem Spaten auch noch Sekt mitgebracht.“
Auch Mehrfachpflanzungen hat er schon begleitet — und selbst mit angepackt. „Mein erstes Pflanzerlebnis war beeindruckend. Mich rief ein Mann an, der seiner Frau zum Hochzeitstag — und seinen Söhnen und Enkelkindern auch — einen Baum spenden wollte.“ Wie sich herausstellte, war es der 70. Hochzeitstag und der Jubilar 94 Jahre alt — seine Frau zwei Jahre jünger. Daraufhin fuhr Schönfeld-Simon mit der Familie zum Wäldchen.