Frühjahrsputz: Schicksbaum macht „klar Schiff“
Mit Pickern, Müllsäcken und Schubkarre: Rund 50 Bewohner von Schicksbaum schaffen Müll von der Straße.
Krefeld. "Heutzutage reden alle von Integration", sagt Rainer Sellke. "Bei uns kann man sehen, wie sie wunderbar funktionieren kann."
Sellke wohnt im noch jungen Krefelder Stadtteil Schicksbaum, ist stellvertretender Vorsitzender des dortigen Bürgervereins und einer von rund 50 Leuten, die sich am Samstagvormittag zum "Frühjahrsputz" getroffen haben.
Bewaffnet mit Handschuhen, Müllpickern und blauen Plastiksäcken - alles zur Verfügung gestellt von den Städtischen Werken - streifen die motivierten Helfer vor allem durch die großzügig angelegten Spielplätze des Wohngebiets, in dem auf kleinstem Raum ungefähr 4000 Menschen aus rund zwei Dutzend Nationen nebeneinander wohnen.
Das Zusammenleben mehrerer Kulturen funktioniere bestens, sagt Sellke, während er allerhand Taschentücher, Getränkedosen und Pappschälchen aufspießt und im Müllsack verschwinden lässt. Das Hauptproblem von Schicksbaum ist sein Image.
Dabei sei vor allem die Bevölkerungsstruktur vorbildlich, sagt Sellke. 48 Prozent der Menschen, die hier leben, sind jünger als 18 Jahre. Der lang gezogene Spielplatz ist ein Paradies für Kinder. Das Problem: Für die, die älter als zwölf Jahre sind, gibt es keine Freizeitmöglichkeiten. "Da wird der Supermarkt zur Partymeile", sagt Sellke. Das fällt auch beim Frühjahrsputz auf: Rund um den Supermarkt liegen Scherben, leere Getränkedosen und unzählige Zigarettenkippen. Das "Abhängen" auf dem Parkplatz ist für viele Jugendliche tägliche Freizeitbeschäftigung.
Das unbebaute Grundstück neben dem Supermarkt gleicht einem Müllabladeplatz. "Wir hätten die Aufräumaktion gerne gemeinsam mit dem Supermarkt gemacht", sagt Sellke. "Doch leider haben sie auf unsere Anfrage nicht geantwortet."
Davon ließen sich die fleißigen Helfer nicht abhalten - eher schon von den "fliegenden" Essenshändlern mit polnischen und türkischen Spezialitäten, die ihren Bus im Wohngebiet parken und einiges zu tun haben. Der Grund liegt auf der Hand: Am Schicksbaum fehlt die Gastronomie oder - abgesehen vom Supermarkt - Geschäfte. "Ein Traum wäre ein internationaler Markt mit internationalen Spezialitäten", sagt Sellke.
Platz dafür gäbe es: An der Ecke Schroersweg/Am Kempschen Weg liegt ein großes Grundstück, das von einem Investor vor Jahren gekauft wurde, brach. Noch lädt das umzäunte und wild bewachsene Grundstück zum Müllabladen geradezu ein. Sellke fragt: "Warum macht man daraus nicht einfach eine Wiese, die von allen genutzt werden kann, bis auf dem Grundstück endlich gebaut wird?"