Kirchturm: Rundblick aus 70 Metern Höhe

Beim Tag des Denkmals ging’s auf den Turm der Liebfrauen- und zur Mennonitenkirche. Insgesamt beteiligten sich in Krefeld 16 Kirchen und sechs weitere Einrichtungen wie die restaurierte Geismühle oder die Villa Merländer.

<strong>Krefeld. Als Stadtführerin Karola Goris anheben wollte, ihrer Sonntagsgruppe die Reste der alten Stadtmauer an der Mennoniten-Kirch-Straße zu erläutern, ging das alte Tor von 1692 auf, und Armin te Neues und Klaus Reymann von der mennonitischen Gemeinde begrüßten die überraschten Besucher zum "Tag des offenen Denkmals". An dem beteiligten sich in Krefeld 16 Kirchen und sechs weitere Einrichtungen wie die restaurierte Geismühle oder die Villa Merländer. Überschneidungen zum Galerientag "Kunst in Krefeld" mit Kunst in Kirchen und dem "Tag des Friedhofs" waren gewollt. Denkmal ist die Mennonitenkirche in der City vor allem wegen ihrer historischen Bedeutung für Krefeld: Im Jahr 1693 im Zuge der ersten Stadterweiterung gebaut, ist sie ein Zeugnis traditioneller Toleranz in Krefeld, das seine seidene Entwicklung vor allem den Anhängern der Lehre von Menno Simons zu verdanken hat. Die Kirche, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und nach altem Vorbild wieder aufgebaut, zeigt sich bar jeden Schmucks, nicht mal ein Kreuz hängt an der Wand. Die Gläubigen sollen sich ganz auf das Wort konzentrieren können. Um die Erhaltung des einfachen Gestühls mit den Sitzen aus Korbgeflecht kämpft Denkmalpfleger Reymann in seiner Gemeinde, die in diesem Jahr stolz auf 400 Jahre zurückblicken kann.

Vom Turm der Liebfrauenkirche aus liegt die Stadt zu Füßen

Ruth Stäglin hütet am Denkmaltag die Liebfrauenkirche am nördlichen Ende des Westwalls, 1854 gebaut und damit eines der ältesten Gotteshäuser in Krefeld. Mit einem großen Schlüsselbund ermöglicht sie die Turmbesteigung. In 70 Meter Höhe mit Sicht nach allen Seiten liegt den Besuchern Krefeld zu Füßen, bis zum Fernsehturm in Düsseldorf und nach Duisburg reicht die Sicht.

Nicht nur der Blick auf die Westwall-Bäume, sondern ins weite Rund mit den Türmen und hohen Häusern zeigt, wie grün die Stadt ist. Der Glockenschlag zur halben Stunde direkt über dem Ohr lässt die Turmbesteiger kurz erschrecken.

Erschrocken sind die Besucher auch vom Zustand der Kirche, deren einst mit Dekor ausgemalten Wände schmutzig dunkelgrau sind. Der geplante Anstrich der neugotischen Kirche wird nicht durchgeführt, weil die Zukunft nicht entschieden ist: Was kann aus der Liebfrauenkirche werden?

Über solche Fragen kann der Besucher sich nur wundern: Immerhin besitzt die Kirche mit Fenstern von Johan Thorn Prikker aus dem Jahr 1921 in der Marienkapelle und von Josef Strater in der Apsis sowie in beiden Querschiffen Kleinodien moderner Glasmalerei und verfügt über ein funktionierendes Gemeindeleben.

Angesichts des vielfältigen Angebots am Wochenende hielten sich die Anstürme zum Denkmaltag in Grenzen, dafür war das Publikum überall hoch interessiert und beeindruckt.