Porträt: Hans Jürgen Herzog - Ein Forstwalder Urgestein tritt ab

Hans Jürgen Herzog ist seit 20Jahren im Vorstand des Bürgervereins. Am 16. Mai macht der 70-Jährige Schluss.

Krefeld. Wer mit Hans Jürgen Herzog durch die Straßen und Wälder von Forstwald spaziert, kann hautnah erleben, wie bekannt und akzeptiert der Vorsitzende des Bürgervereins ist:

Hier ein netter Plausch mit einer älteren Dame, dort ein Gruß an einen Fahrradfahrer - es gibt nicht Viele im südwestlichsten Stadtteil Krefelds, die den 70-Jährigen nicht kennen. Und es vergeht kaum ein Plausch oder Telefonat, bei dem es nicht um den Bürgerverein geht.

Wenn am 16. Mai die 426 Mitglieder des Bürgervereins zur Jahreshauptversammlung eingeladen sind, wird die Ära Herzog enden. Nach 18 Jahren an der Spitze stellt sich der 70-Jährige nicht mehr zur Wahl. Einen konkreten Grund gebe es nicht, betont er.

"20 Jahre im Vorstand gewesen zu sein reichen mir", sagt Herzog, wohl wissend, dass er seinem Nachfolger ein bestelltes Feld hinterlassen wird. Dessen Name will er zwar noch nicht preisgeben, sagt dann aber doch soviel: "Es wird ein bekanntes Gesicht aus dem Vorstand sein."

Was er in den 18 Jahren als Vorsitzender vorangebracht hat, dafür reicht ein Blatt Papier nicht aus. Den Martinszug baute er zu einem Magneten aus, der weit über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt ist, er etablierte den Wochenmarkt, der 2007 sein Zehnjähriges feierte, trotz großer Bedenken in der Verwaltung, Herzog kämpfte gegen Fluglärm, Eisenen Rhein und für eine schnelle Internetleitung.

Eines seiner weitreichendsten Projekte: Der Erhalt des traditionsreichen Bahnhofs am Bellenweg. "Das schreibe ich mir auf die Fahne", sagt Herzog stolz. 1992 drohte das Aus, weil der Bahnübergang marode war. "Über einen Nachbarn bekam ich Kontakt zur damaligen Bahndirektion in Köln. Dort bin ich hingefahren", berichtet der 70-Jährige über das wohl wichtigste Gespräch seiner Amtszeit.

Es war nicht ganz ohne Eigennutz, schließlich nutzte Herzog den Bahnhof jahrelang selber intensiv, um zur Arbeit bei Siemens in Düsseldorf zu kommen. Und als ob die Deutsche Bahn sein Ausscheiden würdigen wolle, wird der Bahnhof noch in diesem Jahr in neuem Glanz erstrahlen, inklusive einer schmucken neuen Park+Ride-Anlage. Ein Kampf, der sich gelohnt hat:

Was er in Zukunft mit der Zeit anfangen wird, weiß Hans Jürgen Herzog schon sehr genau. "Noch häufiger mit dem Fahrrad den Niederrhein erkunden, Bücher lesen und meine Museumskarte für Düsseldorf nutzen", sagt Hans Jürgen Herzog, der gar nicht genau weiß, wie viele Stunden in der Woche er für die Forstwalder geopfert hat. "Eigentlich ist man ja nie außer Dienst", stellt er nüchtern fest.