USA oder Australien? „Viel zu zivilisiert“
Heidulf Schulze fotografiert und filmt leidenschaftlich gerne – und das in Ländern, die möglichst weit entfernt liegen.
Krefeld. Wenn Heidulf Schulze von einem Ort besonders angetan ist, fährt er dort kein zweites Mal hin - es wäre nur ein Vergleich zu früher. Lieber reist er durch immer wieder neue exotische Länder, will den Blickwinkel und die Perspektive erweitern. Mit einer Ausnahme: Kamerun. "Vor 14 Jahren verlieh mir der derzeitige König der Banso einen Ehrentitel", sagt der 68-Jährige. Mehr oder weniger durch Zufall, weil der Reiseleiter nach Ansicht des Herrschers noch einen "Gefolgsmann" benötigte. Seitdem fühlt er sich mit den Menschen dort verbunden und kann mit Leidenschaft seinen Hobbies nachgehen: Fotografieren und Filmen.
Landschaftsbilder, also die "typischen" Schnappschüsse, interessieren ihn nicht. Er möchte Menschen zeigen. Naturvölker, die noch in traditionellen Verhältnissen leben. Am wichtigsten ist ihm nicht das Foto, sondern der Kontakt und das Gespräch. Der Krefelder spricht zwar Englisch, Französisch, Spanisch und ein bisschen Italienisch, konnte sich aber auch oft mit Körpersprache verständigen.
Einmal sah er in Kuba einen Pfeife rauchenden, bärtigen, alten Mann mit schwarzer Che-Guevara Mütze auf der Straße sitzen. Schulze hockte sich zu ihm auf den Boden, sie "quatschten eine Runde" - und aus der Gesprächssituation heraus entstand ein Foto. Unbefangene Bilder in einer natürlichen, alltäglichen Situation: So sind sie Schulze am liebsten. Doch oft genug machte nicht der Krefelder den ersten Schritt auf die Bevölkerung zu, sondern umgekehrt. "In Afrika wird man als Weißer’ angestarrt", erzählt der Hobby-Fotograf. "Doch anders als hier fragen die Menschen unbefangen, wo man denn herkäme, wie man heiße und warum man da sei." So wurde Schulze oft zu Hochzeiten oder anderen Feiern eingeladen. In den Medien käme dieses "normale" Leben selten vor.
USA oder Australien? "Viel zu zivilisiert für mich", schmunzelt der Ethnologie-Fan. Lieber seien ihm Ländern wie Ghana, Namibia, Tibet oder Vietnam. Der ehemalige Anwalt für Familienrecht hängte sich die Aufnahmen in die Kanzlei. Jura und Ethnologie sind für ihn keine Gegensätze, man brauche für beides Menschenkenntnis. Einzige Unterschiede: "Als Anwalt muss man Probleme lösen und mit Paragraphen arbeiten. Im Urlaub darf man fremde Lebensweisen erfahren."