WZ-Mobil zur Freileitung: "Die Trasse bedeutet massiven Wertverlust"

Krefeld. Ob und wann die 380-kV-Freileitung im Krefelder Westen in Betrieb genommen wird, ist nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ungewiss. Zunächst muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung nachgereicht werden.

Anwohner im Krefelder Westen beschweren sich über die ungeliebten "Eifeltürme" vor ihren Häusern.

Foto: egon traxler

Am WZ-Mobil plädierten Anwohner und Mitglieder des Kleingartenvereins und des Bürgervereins Tackheide für eine Stromtrasse, die in Nähe der Wohngebiete unter der Erde verläuft.

„Es wird immer gesagt ‘Ihr wollt die Energiewende, aber keine Stromtrassen’“, sagt Günther Porst vom Bürgerverein Tackheide. „Ich bin nicht gegen die Stromtrasse, aber in sensiblen Bereichen sollen die Kabel unter der Erde verlegt werden“, macht er klar. Schon 2007 habe sich der Bürgerverein Tackheide für eine Lösung unter der Erde ausgesprochen. Dieser Vorschlag habe bei der Bau-Firma Amprion keinen Anklang gefunden. Erdkabel seien zwar im Aufbau teurer, aber langfristig günstiger, weiß Porst. „Eine Führung unter der Erde findet bei den Bürgern mehr Akzeptanz und ist daher auch schneller durchgeführt“. Die Installation sei nur 1,4 bis 2,4 Mal teurer, der Unterhalt aufgrund geringerer Ausfallrate aber günstiger. „Jetzt muss Amprion noch zusätzliche Kosten durch die Verzögerung tragen“, sagt Porst.

Dem kann Eckhard Dappen nur zustimmen. „Hätte man von Anfang auf Erdkabel gesetzt, wäre man jetzt schon fertig“, sagt er. Manch einen verunsichert es vielleicht, dass trotz Baustopps immer noch Arbeiter an den Masten tätig sind. „Amprion muss mit den Sicherungsarbeiten an den Masten bis Mitte Februar fertig werden, das ist okay“, weiß Werner Lennackers. Er ist der Vorsitzende des Bürgervereins Tackheide. „Die Bezirksregierung wird die Umweltverträglichkeit jetzt noch mal gründlich prüfen, um nicht noch mal eine Watsche vom Bundesverwaltungsgericht zu bekommen“, sagt er. Er hoffe weiterhin auf die rechtliche Unterstützung der Stadt.

„Wer führt das Umweltverträglichkeitsverfahren durch?“, fragt Hans Jürgen Schaefer in die Runde. „Ich möchte nicht, dass die Bezirksregierung das Verfahren dominiert, sonst prüfen die wieder so lange bis die Ergebnisse für die bestehende Trasse passen“, befürchtet er. Bei der bestehenden Trassenführung hat Helga Wilhelm Angst um den Wertverlust ihres Grundstücks. „Wir sind alt. Was passiert wenn unsere Kinder unser Haus verkaufen möchten?“, fragt sie. Ihr Haus steht am Benrader Feld, 150 Meter entfernt von einem der Höchstspannungsmasten. „Bei der Nähe zu dem Mast möchte das Haus doch keiner mehr kaufen. Die Trasse bedeutet für uns einen massiven Wertverlust“, sagt sie.

Heinz Pfortmüller ist gleicher Meinung: "Der Bau dieser Freileitungstrasse entspricht für mich einer Enteignung der betroffenen Anlieger. Noch Ende der 80er Jahre wurde neuen Bauwilligen im Benrader Feld versichert, dass die vorhandene unbeschaltete 110kV-Leitung nicht mehr in Betrieb gehen würde. Der Bau dieser neuen Stromtrasse macht alle Immobilien, an denen sie vorbei führt, fast wertlos. Und für was? Strom im Überschuss, den keiner abnimmt und dessen Erzeugung trotzdem hoch bezuschusst wird."

Andere Anwohner haben Amprion bereits den Kampf angesagt: „Die wollten die letzten zwei Meter von unserem Garten enteignen. Das haben wir mithilfe eines Anwalts verhindert. Die Trasse würde direkt über unseren Garten laufen“, sagt Marisa Rosin. Die 18-Jährige mache sich besonders Sorgen wegen der elektromagnetischen Strahlung, die auch Leukämie hervorrufen könne. Ruth Hunneck ist von der Abholzung im Südpark erschreckt: „Die haben da eine riesige Schneise reingeschlagen, das ist so ärgerlich. Das hat mich ganz traurig gemacht.“ „Ich finde es unmöglich, dass einer der Masten in einem Kleingartenverein errichtet wurde. Da zerstören große Konzerne das Glück des kleinen Mannes“, sagt Hanna Neumann.

Die Gartenfreunde des Kleingartenvereins wehren sich. Insgesamt liegen 35 Gärten unter der geplanten Leitung. Heinz Hübner sorgt sich vor allem um seine Gesundheit: „Ich habe einen Herzschrittmacher. Sich damit in der Nähe der Leitungen aufzuhalten, ist nicht empfehlenswert. Es gibt da viele Untersuchungen. Den Garten werde ich aufgeben müssen“, sagt der Sprecher des Vereins. Das Problem sei auch, die Gärten wieder zu vermitteln. „Eine Parzelle direkt neben dem Mast ist frei, aber da geht direkt die Leitung drüber. Da will keiner hin. Der dicke Mast steht ja schon da, das ist ein Monstrum. Das verschandelt das ganze Gelände. Ich sage immer, wir haben einen eigenen Eiffelturm.“

Heinz-Peter Koenen hat ähnliche Sorgen: „Die von Amprion sagen, man könnte ja mal ins Haus gehen. So ein Quatsch! Ich bin doch im Garten, um mich draußen aufzuhalten! Ich habe den Garten seit 1970 und schon einiges mitgemacht. Die neue Leitung geht voll über meinen Garten. Jetzt warten wir erstmal. Vielleicht haben wir Glück, dann kommt sie weg.“ Elisabeth Bahr hat ihren Garten seit 30 Jahren. „Ich bin gerne dort. Das ist eine Oase der Ruhe. Wir haben eine gute Kameradschaft. Aber mit den Leitungen kann ich mich nicht entspannen.“

Horst Kutscha fühlt sich von der Politik vernachlässigt: „Von den Parteien war keiner da. Sitzengelassen haben die uns. Das ist ein schöner OB.“ Martin Becker erklärt, warum er gegen die Leitung ist: "Im Abstandserlass des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen wird aus Immissionsschutzgründen für eine 380 kV-Leitung ein Abstand von 40 Metern zur Wohnbebauung gefordert. Dieser Abstand wird von der neuen 380-kV-Trasse nicht eingehalten. Der Abstand ist sicher aus gutem Grund so gewählt, um die Menschen vor gesundheitlicher Beeinträchtigung zu schützen. Deshalb darf diese Höchstspannungsleitung nicht in Betrieb genommen werden."