Burg Linn: Eine Heimat für die Toleranz

Realschüler setzen Projekt mit Burg Linn um.

Foto: Dirk Jochmann

Oppum/Linn. Ein kleiner Brustbeutel mit einem Mini-Koran liegt in einer Vitrine im Ausstellungsraum der Burg Linn. Zeynab Agalarova hat mit ihm zu einem Kunstprojekt der Realschule Oppum beigetragen. Die Schülerin ist erst seit sieben Monaten in Deutschland. Sie stammt aus der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan am Kaspischen Meer und wohnt an der Tilsiter Straße in Linn. „Meine Mutter hat mir den Beutel geschenkt, er soll mich schützen“, erklärt die junge Muslima, die mit 15 anderen Schülern der 9. Klasse der Realschule Oppum im Alter von 14 bis 16 Jahren an dem Projekt „Bilder im Kopf. Entdecke die Vielfalt der Religionen und mache Dir ein Bild“ teilnimmt.

Mit Gebetsketten, einer christlichen Kerze oder einer kleinen Buddha-Statue und dazugehörigen Fragen und formulierten Empfindungen sollen Glauben und Religion visualisiert werden, sagt Kunst-Lehrerin Hiltrud Kroth. Zu sehen sind die Vitrinen als Teil der Museums-Ausstellung „Krefeld und die Religionsfreiheit. 400 Jahre Toleranz“ an der Rheinbabenstraße. Das Projekt versteht sich als Teil des Mitmach-Museums im Rahmen der Ausstellung.

In einer weiteren Phase sollen 200 gemalte Tafeln mit religiösen Symbolen erarbeitet werden, die später ein Gesamtbild mit dem Format zwei mal zwei Meter ergeben soll. Auch dieses Werk soll bis zum 3. Mai im Museum, danach an der Schule an der Schmiedestraße ausgestellt werden. „In der Klasse sind neben Christen verschiedener Konfessionen auch Muslime, Aleviten oder auch nicht getaufte Schüler vertreten“, stellt die Kunstlehrerin fest.

Gabriele Grimm-Piecha, freie Museumsmitarbeiterin, macht auf das Grundanliegen aufmerksam. „Damit soll Toleranz gefördert werden. Die Vielfalt von Religionen soll erfahren und das Wissen um die Religion des anderen soll zur gegenseitigen Wertschätzung beitragen. Zur Toleranz eben.“

Dazu gehören neben den künstlerischen Arbeiten der Schüler auch Besuche in den verschiedenen Gotteshäusern. Christliche Kirchen stehen auf dem Programm, aber auch die jüdische Synagoge an der Wied- und die Haci-Bayram-Moschee an der Sprödentalstraße. Möglicherweise werde auch das aktuelle Kirchenasyl in St. Anna im Inrath thematisiert, deutet Grimm-Piecha an.

Ziel des Projekts, so die beiden Pädagoginnen, sei es, den Schülern zu vermitteln, wie sehr Krefeld in seiner Geschichte vom Einfluss anderer Religionen und Kulturen geprägt und bereichert wurde und wie religiöse Toleranz die Stadt zu einer Stadt mit einem großen kulturellen Erbe verhalf. Museumsleiter Christoph Reichmann verdeutlicht das am Bau der jüdischen Linner Synagoge, die von toleranten mennonitischen Bürgern finanziert und von intoleranten Nazis zerstört wurde. Sie stand bis 1938 gegenüber dem heutigen Museums-Eingang.