Geismühle: Hightech des Mittelalters

Hier feiert man den Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag mit einem Fest.

Krefeld-Oppum. Es knirscht, knarzt und knackt im Gebälk der alten Mühle, wenn die riesigen Ruten durch den Wind in Bewegung versetzt werden. Nur ganz leise, wohlgemerkt. „Wann putzt du dir die Zähne?“, fragt der 73-jährige Hans Bräunl die staunende Natalie. „Morgens“, antwortet das Mädchen mit nach oben gerichtetem Blick. „Genauso müssen wir das mit der Mühle auch machen. Die Zähne der Räder müssen wir vor dem Betrieb mit Schweinefett einschmieren, damit die Reibung gemindert wird“, erklärt Bräunl, Mitglied im Bauverein Geismühle Krefeld-Oppum, der den Rundgang führt.

Zwischen Mai und Oktober werden an jedem ersten und dritten Sonntag des Monats zwischen 14 und 17 Uhr Führungen durch die Geismühle angeboten. Heute ist der Andrang besonders groß. Gleich drei Gruppen werden durch die im 14. Jahrhundert erbaute Mühle geleitet. Beginn ist stets auf der obersten Ebene. Dort, wo die Mittelalter-Mechanik nicht nur die Kleinen zu begeistern weiß. Andächtig lauschen die Besucher den Geschichten Bräunls von den mehrjährigen Renovierungsarbeiten, den Aufgaben der Mühle im Mittelalter, als sie noch als Wehrturm der Burg Linn genutzt wurde, und vom harten Leben der Müller jener Tage. „Sehen Sie die beiden Kamine?“, fragt Bräunl wieder in die Runde. „Darüber wurde damals mit der Burg Linn kommuniziert. Wurde der Kamin links befeuert, kamen friedliche Menschen, mit dem rechten wurde auf Gefahr hingewiesen.“

Mit Hochachtung bewundern die Anwesenden die damalige Ingenieurs-Leistung und den Innovationsgeist früherer Tage. Immer wieder fährt ein leises „Ah“ oder „Oh“ durch die historischen Gemäuer. Zum Beispiel, wenn Bräunl den Flaschenzug für die Kornsäcke mit den Zahnrädern der Königswelle verbindet und damit den Hafer-Sack durch flexible Klappen aus dem Keller bis zum Hebeboden zieht.

„Durch das Knallen der Klappen wusste der Müller immer, in welchem Stockwerk das Korn angekommen ist“, erklärt Bräunl fast so stolz, als hätte er das Verfahren selbst erfunden.

Über eine steile Treppe geht es hinunter zum Mahlboden. Die Besucher müssen vorsichtig sein und wegen der niedrigen Decke den Kopf einziehen. Immer nur einer darf die Treppe benutzen. Nur rückwärtslaufend, wie es die Hausordnung vorsieht.

Dort zeigt Bräunl die ausgeklügelte Mechanik, die die beiden extra in der Eifel gefertigten Lavasteine antreibt. Er muss nur wenig Kraft aufwenden, um den Abstand der Platten auszurichten, die je nach Anordnung zueinander feines oder grobes Mehl produzieren. Darüber liegt der massive Eichenbalken, der die gesamte Konstruktion der Königswelle trägt und nur von Vorsprüngen im Gemäuer getragen wird.

Im Erdgeschoss der Geismühle ist nun das Produkt der schweren Arbeit auf der abschüssigen Mehlrutsche zu sehen, das sogleich von den Kleinen probiert wird. Nein, lecker sei es nicht, sagt Natalie, aber gefallen habe ihr der Besuch trotzdem.