Linner Mühlenbach: Schutzgebiet wird zum Massengrab für Fische
Anwohner kämpfen nach extremem Niedrigwasser im Mühlenbach ums Überleben der Tiere.
Krefeld-Linn. Welches Leben wiegt schwerer: das einer bedrohten Molchart oder das Leben vieler heimischer Fische? Die 15-jährige Vanessa Trümp-Albers und ihre Eltern Brigitte und Michael möchten lieber keine Einteilung vornehmen, wenn es um den Schutz von Lebewesen geht.
Bereits seit einigen Wochen versucht die Familie verzweifelt, hunderte vom Tod bedrohter Fische aus dem Linner Mühlenbach zu retten. Das Gewässer am Greiffenhorstpark, das aus mehreren kleinen Becken besteht und über Kanäle und Schleusen mit Linner Burg und Römersee verbunden ist, hatte nach den warmen Tagen Ende Oktober ast das gesamte Wasser verloren.
„Wir haben bei einem Hunde-Spaziergang gesehen, wie es in vielen kleinen Pfützen zappelte“, beschreibt Michael Albers die grausige Entdeckung. „Dutzende Tiere lagen auch schon verendet im fast völlig ausgetrockneten Flussbett“, ergänzt der 52-Jährige.
Für Tochter Vanessa war sofort klar: Hier muss etwas geschehen. Mit Eimer und Käscher bewaffnet und begleitet von ihrer Mutter zog die junge Tierschützerin in jeder freien Minute los zum Mühlenbach, um die Tiere zu retten, die noch nicht erstickt waren — eine selbst für die zwei entschlossenen Frauen kaum zu bewältigende Aufgabe. Zumal einige Versuche der Schülerin, auf das Problem aufmerksam zu machen, erfolglos blieben.
Die Stadt Krefeld weist auf WZ-Anfrage darauf hin, dass Teile des Stadtgrabens und der Weiher im östlichen Bereich des Greiffenhorstparks „häufiger trocken fallen“. Bis jetzt seien aber immer nur vereinzelt tote Fische gesichtet worden.
Darüber hinaus warnt man im Fachbereich Grünflächen vor „Umsetzungen der Fische durch Bürger in andere Gewässer“. Hintergrund: Das sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Gebiet beherbergt eine Population von Kammmolchen, eine bedrohte Tierart, die durch „verschleppte Fische“ gefährdet sein könnte.
Die Lösung des Problems sieht man bei der Stadt in einer „Elektrobefischung“, bei der die verbliebenen Tiere über Gleichstrom angelockt werden. Morgen soll die Aktion am Mühlenbach stattfinden. Aus Sicht von Familie Albers eine späte Initiative. Vater Michael: „Ich weiß nicht, ob die Stadt da ihrer Aufsichtspflicht nicht etwas besser nachkommen müsste.“