Silvester früher: Hausmusik und heiße Schokolade in Linn

Bei Familie de Greiff wurde im 18. Jahrhundert im Jagdschloss geschlemmt.

Krefeld-Linn. Schränke voll mit Geschirr, zahllose Töpfe, geheimnisvolle Geräte, eine aufwendig gestaltete Feuer- und Kochstelle, ein großer Tisch in der Mitte der Küche — dort entstanden die üppigen Festmähler für die Hausherren des Jagdschlosses und ihre Gäste. Wie man im 18. Jahrhundert an seinen Festtagsbraten kam, zeigt das Ölbild von Jan Hormans gleich neben dem offenen Kamin. Vier Personen nehmen ein Schwein aus, das auf einem hölzernen Gestell befestigt ist.

Da die Vorratshaltung bei den Futtermitteln fürs Vieh noch nicht gebräuchlich war, musste vor dem Winter geschlachtet werden. Wollte man sich und seinen Gästen frisches Fleisch gönnen, lag das Fest zum Jahreswechsel genau richtig im landwirtschaftlichen Kalender.

Die „zwölf Rauhnächte“, wie man einst die Zeit zwischen den Jahren nannte, boten Gelegenheit, sich zu besuchen, gemeinsam gut zu tafeln, zu feiern und — wie man es in den Räumen des Jagdschlosses an den ausgestellten Instrumenten sehen kann — gemeinsam zu musizieren. Wollte man Musik zum Fest hören, musste man sie selber spielen oder wenn man es sich leisten konnte, Musiker engagieren. „Familie de Greiff lud häufig Komponisten und Musiker ein, denn Hausmusik wurde hier sehr gepflegt“, sagt Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn.

Auf dem Jagdschloss war man, wie in wohlhabenden Haushalten des 18. Jahrhunderts üblich, den neuesten Genüssen aufgeschlossen. Heiße Schokolade, Kaffee und Zuckerklümpchen galten als Luxus, auch wenn die Handelswege aus fernen Ländern und der Transport sicherer geworden waren. Den Kakao trank man aus hohen Schokoladentassen, die Vorläufer der heutigen Kaffeebecher sein könnten.

Wie man in Hüls in jener Zeit den Kaffee genoss, verrät eine Kachelofenplatte im Museum aus dem Jahr 1780. Anna Catharina Törks sitzt an einem kleinen Tisch und hält eine tiefe Untertasse mit Kaffee in ihrer Linken. Ein anderer Luxus aus jener Zeit bedeutet das Schälchen auf dem Tisch mit den Zuckerklümpchen, die man damals mit einer Zange von einem Zuckerhut abbrach. Rohrzucker aus Übersee kam gerade in Mode.

Dass Damen und Herren nicht unbedingt die gleichen kulinarischen Vorlieben hatten, verrät der Spruch neben Anna Catharina: „Mein Man drinckt Wein und Bir allein so kann ich Anna Catharina Törcks auch bey den Caffeiy lostig sein.“