Silvester früher: Kleider aus Brokat, Samt und Seide
Witwen ließen es sich im 14. Jahrhundert auf Burg Linn gut gehen.
Krefeld. Die Witwen auf der Burg Linn ließen es richtig krachen, wenn es etwas zu feiern gab. „Da ging Anfang des 14. Jahrhunderts die Post ab“, sagt Museumschef Christoph Reichmann mit einem Schmunzeln. „Die Witwen“ waren Margaretha von Kiburg und ihre Schwiegertochter Mechthild von Geldern. Der Jahreswechsel war der richtige Grund für den gesamten Hofstaat, um es sich gut gehen zu lassen. Die Burg Linn selbst wurde bereits Ende des 12. Jahrhunderts erwähnt, muss also schon älter sein.
Der Jahresanfang fand damals nicht zum gleichen Zeitpunkt wie heute statt, sondern wechselte noch im Mittelalter mehrmals und lag bis in die Neuzeit in Europa an verschiedenen Daten. So wurde er auch auf den 25. März gelegt, den Tag Mariä Verkündigung, oder den 25. Dezember, am Weihnachtstag also. Den 1. Januar gab es zwar auch schon, er war jedoch eine eher bürgerliche Variante.
Erst Papst Innozenz XII. hat 1691 für die Kirche den 1. Januar als Neujahr anerkannt. Außerdem erklärte er den 31. Dezember als Heiligentag des Papstes Silvester I., der 355 an diesem Tag gestorben war. Seitdem werden der Tag und vor allem der Abend vor Neujahr im abendländischen Kulturkreis Silvester genannt.
In die Zeit der fröhlichen Witwen fällt auch die Renovierung der Rittersäle. Es wird vermutet, dass sie offene Kamine einrichteten, um daran zu feiern und zu schmausen. Holz hatten sie genug, um ordentlich zu feuern. Die Witwen trugen zu den feierlichen Anlässen schöne Kleider. Mit körperbetonteren Kleidern hoben Frauen ihre Weiblichkeit hervor. Das war jedoch für Witwen tabu.
Die Stoffe für die langärmeligen Winterkleider, die zu festlichen Anlässen getragen wurden, waren aus kostbaren Materialien wie Brokat, Seide und Samt und größtenteils mit reichen Verzierungen, Stickereien oder Goldplättchen versehen. Außerdem zeigten die Kleider nun häufig Einarbeitungen von wertvollen Pelzen oder Schmuck.
Wie zwei Jahrhunderte später gezecht und geschmaust wurde, belegen übrigens Ausgrabungen an der Burg Linn. „Vor einem Fenster des Rittersaals fanden wir Austernschalen, Geflügel- und Wildknochen“, erzählt Reichmann. „Die Landsknechte warfen sie ausgelöffelt und abgenagt kurzerhand nach draußen.“ Ihre Zeit begann im 16. Jahrhundert.