Tradition Em Kontörke feiert 150 Jahre
Linn · Die Gaststätte in Linn ist seit 1869 in Familienbesitz. Nun laden die Inhaber zum Straßenfest in der Altstadt.
150 Jahre Familientradition sind in der urigen Gaststätte Em Kontörke nur schwer zu übersehen. Überall sind alte Bilder oder Einrichtungsgegenstände. Im großen Wintergarten steht eine Theke, die schon 1901 genutzt wurde. Sie hatte für diese Zeit eine „noch nie in Linn installierte eigenständige Kühlung“, erklärt Hermann-Josef Balk. Der 53-Jährige führt die Traditionsgaststätte in der vierten Generation. Sie sei immer vom Vater auf den Sohn übergegangen.
„Ich bin hier im Haus geboren worden“, erklärt Balk, der das Lokal zusammen mit seiner Frau führt. Die Aufgabenaufteilung ist klar: Michaela Balk schmeißt mit ihren „Mädels“ den Service, Hermann-Josef Balk zaubert mit zwei Mitarbeitern Gerichte „wie bei Oma“. Ein Pärchen komme sogar aus Hüls in die Linner Altstadt, um die selbstgemachten Reibekuchen essen zu können. Das Geheimrezept? „Das verrät mein Mann nicht“, erklärt Michaela Balk. Weitere kulinarische Aushängeschilder seien etwa die selbstgeklopften Schnitzel, Grünkohlessen (mit Nachtwächterführungen) oder hausgemachte Leberwurst und Blutwurst. Den Balks gehe es vor allem um einfache und frische deutsche Küche. Daneben gebe es saisonal wechselnde Speisen. Die Wurst-Gerichte sind unter anderem Spezialitäten, da Hermann-Josef Balk gelernter Metzger ist.
Renovierung zwischen Flachsmarkt und Schützenfest
13 Jahre sei er nicht „im Haus“ gewesen. Bis 2012 hatte er einen eigenen Gaststättenbetrieb in Oppum. Dass er irgendwann die Gaststätte, die seit 1869 in Familienbesitz ist, übernehmen wird, sei „immer geplant“ gewesen. Bis 2010 wurde der Betrieb von seinen Eltern Christine und Josef Balk geführt. Nachdem Christine Balk einen Schlaganfall erleidet und auch ihr Mann abgebaut habe, musste die Gaststätte vorübergehend geschlossen werden. 2012 sei dann „zwischen Flachsmarkt und Schützenfest“ renoviert worden.
Josef Balk ist 2014 gestorben. Christine Balk wohnt noch über der Gaststätte. Sie habe ein lebenslanges Wohnrecht, erklärt Hermann-Josef Balk. Seit der Renovierung sei die Gaststätte „aufgeblüht“, habe ein Gast den Balks einmal gesagt. Trotz der umfangreichen Arbeiten sei es den Balks wichtig gewesen, das Urige zu erhalten und die Räume freundlicher wirken zu lassen. So wurden zum Beispiel die typischen Vorhänge in dunkelgrün durch hellere Modelle ersetzt. Ansonsten wurde altes Interieur aufpoliert und Fundstücke neu in Szene gesetzt. Ein erster Blickfang ist die Theke mit Holz und einer verchromten Arbeitsfläche. An der Front gibt es eine traditionelle Perlmutt-Arbeit zu sehen, die die Balks unter einer Spanplatte der alten Theke von 1901 entdeckt hatten.
Das Innenleben sei aber moderner. „Auf alt trimmen kann jeder“, sagt Michaela Balk. Dem Ehepaar sei es bei der Renovierung darum gegangen, den alten Charme zu erhalten. Dabei sei die historische Altstadt Linns ein Vorbild gewesen. Wer sich bei einem Besuch in den Räumen umschaut, kann viele unterschiedliche Schätze entdecken. Zu sehen ist etwa auch eine Schautafel mit alten Bierdeckeln, die nie bezahlt wurden. Oder eine Schwarz-Weiß-Fotografie von 1930, auf der die Großmutter und der Großvater vor ihrer Hochzeit zu sehen sind. Der Großvater sitzt am Steuer eines extrem lang wirkenden Automobils, das vor der Gaststätte positioniert worden war. Dort sollen nun 150 Jahre Em Kontörke gefeiert werden.