Die Nummer 1 im Minigolf

Markus Janßen steht auf der Weltrangliste ganz oben. Die WZ hat ihn dort besucht, wo seine Karriere anfing.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Schuld ist Oma. Die hat Markus Janßen nämlich irgendwann im Jahr 1979 ein paar Mark in die Hand gedrückt und gesagt: „Junge, geh doch mal rüber, hol dir ein Eis und spiel eine Runde Minigolf.“ Dass ihre nette Geste das Leben ihres Enkels verändern sollte, hat Oma leider nicht mehr erfahren. Aber stolz wäre sie sicherlich. Denn heute, mit 49 Jahren, ist Janßen Weltranglisten-Erster der Senioren im Minigolf. Und immer noch häufig auf dem Platz anzutreffen, auf dem alles begann: der Minigolf-Anlage im Stadtpark Uerdingen.

Ein grünes Blätterdach, 18 Betonbahnen und eine braungestrichene Holzhütte, die in jedem Märchenpark als Heimstätte von Rotkäppchens Großmutter durchgehen würde. Stattdessen werden aus ihrem Fenster heraus Bälle gereicht und Eis verkauft — genau wie an dem Tag im Jahr 1979, als Markus Janßen hier zum ersten Mal den Schläger geschwungen hat. „Es hat sich nichts verändert“, sagt er.

Die gleiche Beständigkeit verkörpert auch Janßen. Ruhig, gelassen und mit genau der richtigen Portion Ironie, um nicht als überheblich zu gelten, spricht er über seinen Sport. „Minigolf ist eine Mental-Sportart“, sagt er. Vor wichtigen Spielen geht er zu Hause jede einzelne Bahn durch. Wie ein Rennfahrer, der vor dem Start die Strecke mit geschlossenen Augen noch einmal Revue passieren lässt. „Die mentale Anspannung hilft, wenn man ein Ass spielen muss“, sagt er. Und Janßen muss häufig Asse spielen. In seinen Teams wird er oft als letzter Mann eingesetzt. Dann hat er genau einen Schlag, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Über Fußballspieler, die Angst vorm Elfmeter haben, kann er nur lachen. „Deren Möglichkeiten zu treffen sind viel größer als unsere.“

Trotzdem, bei einem Minigolf-Turnier wird man nie die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. „Das Einzige, was hier etwas mit buddhistischer oder zenmäßiger Ruhe zu tun hat, bin ich, wenn ich sonntagmorgens um acht Uhr alleine auf der Bahn stehe“, sagt Janßen.

Aber bei einem Turnier ist es laut. „Und ich bin garantiert der Lauteste“, sagt er. Psychologische Kriegsführung ist das und zeigt, wie verbissen der Sport betrieben wird. Immerhin sei das mit dem Doping zurückgegangen. Früher hätten die Spieler häufig zu Betablockern gegriffen, um den Herzschlag zu beruhigen.

Professionell, aber legal, geht es bei der Nationalmannschaft zu. Da gibt es neben beheizten Balltäschchen sogar Schattenhalter für die Spieler, die an der Bahn stehen. Klingt nach spätrömischer Dekadenz, ist aber wichtig, wie Janßen betont.

Auch wenn sein Sport von vielen belächelt wird: Er ist froh, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Hätte ich mich für Fußball entschieden, wäre meine Karriere seit 20 Jahren vorbei. Aber ich werde noch mit 90 Jahren hier auf dem Platz stehen“, sagt Janßen. Da ist es wieder, das Beständige, das ihn auszeichnet.