Flickflack ist bei den Cheerleadern Standard

Sie tragen Pompons und sind zickig? Von wegen: Die Loony Dolphins zeigen akrobatischen Sport und nahmen bereits an der Weltmeisterschaft teil.

Krefeld-Uerdingen. Die Mädchen wirbeln durch die Luft, vollführen ihre Stunts. Der Zuschauer hat Schwierigkeiten zu folgen. Die Musik dröhnt. Anweisungen erfolgen vom Seitenrand fast ausschließlich in Englisch. Artisten? Turnerinnen? Nein, es sind die Cheerleader des SC Bayer Uerdingen, die Loony Dolphins, beim Training. Akrobatik pur, echten Leistungssport gibt es zu sehen. Alles unter den strengen Blicken der beiden Trainerinnen Oxana Prokoptschuk (21) und Kamila Blumski (24).

"Super", sagt "Oxi", wenn ihr die Übung gefällt. "Das sieht aus wie ein Häufchen Elend", heißt es, wenn die einstudierte Pyramide einknickt. Dann wird der Ghettoblaster ausgemacht und der Ton mahnender: "Wir sind doch nicht zum Spaß hier" , sagt sie, muss dann aber gleich lächeln. Natürlich macht es den Mädels Spaß, aber sie sind vor allem ehrgeizig.

",Drops’, also wenn jemand bei der Pyramide fallen gelassen wird, bringen die meisten Punktabzüge in der Wertung", erklärt "Kami". Das können ihre zwölf- bis 17-jährigen Schützlinge gar nicht gebrauchen. 2:30 Minuten dauert ein Auftritt bei Meisterschaften. "Da müssen wir alles rausholen", sagt Kamila.

In Deutschland gehören die Uerdinger Cheerleader in ihrer Altersklasse zur Spitze, was ihnen mehrfach die "Quali" für die Europa- und Weltmeisterschaft brachte. Doch den Traum, auch wirklich an der WM teilzunehmen, konnten sich die Dolphins erst in diesem Jahr nach einer erfolgreichen Sponsorensuche erfüllen. Von dem Trip nach Orlando schwärmen nicht nur die Trainerinnen. "Es war einfach ein Erlebnis", finden auch Jana Ehlert (18) und Cathrin Kohlmann (14).

Für sie und ihre Teamkolleginnen gab es in der Heimat des Cheerleading Anschauungsunterricht frei nach dem Olympischen Motto "Dabei sein ist alles". "Wir wollten vor allem lernen. Die Mädchen gehen jetzt mit einer ganz anderen Einstellung an die Sache", sagen "Oxi" und "Kami", die selbst noch beim Chear Label Langenfeld aktiv sind. In den USA genieße der Sport einen völlig anderen Stellenwert als hierzulande, wo die Mädels oft als Exotinnen gelten.

"Cheerleader haben Pompons, wackeln ein bisschen in kurzen Röcken und sind zickig", zählt Kamila die gängigen Klischees auf. "Aber man muss einfach mal zugucken, damit man versteht, was wir machen." Und Pompons sucht man bei den Dolphins übrigens vergeblich. "Die stören doch nur", sagt Oxana.

Die Mädchen investieren viel in ihren Sport. Für die Akrobatik ist eine gute Schulung nötig. Viele der Cheerleader kommen vom Turnen. "Ein Flickflack ist bei uns Standard", sagt "Kami", die als Leichtathletin startete - und erst mit 20 den Überschlag lernte. Drei Mal die Woche wird trainiert, unter anderem Freitagabend und Sonntagmittag. Für Teenager eigentlich eine undankbare Zeit. "Aber sie kommen alle", sind die Trainerinnen stolz. Es herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre.

"Manchmal muss man aber halt etwas lauter werden", sagen sie fast entschuldigend. Ihre Schützlinge können damit gut umgehen. "Na klar, das ist kein Problem", heißt es. Schließlich wollen sie ja auch etwas erreichen, erklären Jana und Cathrin. Man müsse bei Wettkämpfen ja nur beobachten, wie andere Trainer mit ihren Teams manchmal umspringen.

Zudem ist bei den Dolphins auch der Altersunterschied zu den Trainerinnen nicht allzu groß. "Wir unternehmen viel zusammen. Wenn die Mädels Sorgen haben, können sie immer zu uns kommen - und sie machen das auch", ist Oxi überzeugt und lächelt: "Schließlich haben wir einige von ihnen ja praktisch großgezogen."

Als die beiden 2006 anfingen, kamen zehn Mädchen zum Training. "Mittlerweile haben wir 100." Für die beiden Trainerinnen fast ein Fulltime-Job. "Aber wir leben für Cheerleading." Ihre aktive Karriere in Langenfeld werden "Kami" und "Oxi" im Sommer beenden, um sich dann voll auf die Dolphins konzentrieren. Damit auch die Mädchen, die aus dem Junior-Alter herausgewachsen sind, nicht den Verein wechseln müssen, soll ein Senior-Team entstehen (siehe Kasten).

Am Wochenende sind aber erst einmal die Juniors, die Loony Dolphins, gefordert. In Leverkusen stehen die nationalen Meisterschaften an. "Endlich mal nicht so weit fahren", freuen sich die Trainerinnen. Und für Jana und Cathrin gibt es nur ein Ziel: "Na klar, wir wollen Deutscher Meister werden!"