Konzert: Britannia regiert in Linn

Höhepunkt der British Days: 1300 Besucher singen bei der „Last Night of the Proms“ mit.

Krefeld. "Ich bin der Boss. Natürlich nur heute", erinnerte Russel N. Harris, Dirigent der Philharmonie Südwestfalen des Landesorchesters Nordrhein-Westfalen, das Publikum beim Einsingen auf der Burg Linn. Denn, so behauptete er, Übung bedurfte die Sangeskunst der Zuschauer allemal.

Aber bevor es mit dem Singen der alljährlichen Lieder "Rule Britannia", "Land of hope and glory" und der deutschen und englischen Nationalhymnen losging, standen noch jede Menge anderer Melodien auf dem Programm.

Und zum Feiern gab es an diesem Abend noch einen Grund, ein Jubiläum: Bereits zum zehnten Mal jährten sich die British Days and Country Fair auf dem Platz der idyllischen Burg Linn. Und laut Veranstalter war es ein gutes Jahr: 18 000 Zuschauer hätten die Landmesse für englische Lebensart besucht, sagte er. Und es war auch das zehnte "Last night of the proms concert" in Krefeld. Das Wetter meinte es gut, kein Tröpfchen kam vom Himmel, und auch die Temperaturen waren angenehm.

Die 1300 Besucher des ausverkauften Konzerts waren sowieso mit "Zwiebellook" auf jedes Wetter vorbereitet. Das Orchester offensichtlich nicht, denn Harris nahm direkt zwei Stücke aus dem ersten Teil heraus. Die Begründung: Es sei kalt auf der Bühne, und die Musiker könnten mit kalten Händen nicht spielen. Der erste Teil wurde von Klassik beherrscht. Die Sopranistin Annette Wardell gab als Königin der Nacht aus der Zauberflöte von Mozart ihr Bestes. Der Solist David Newman (Tenor) tat es ihr nach mit "O sole mio" von Eduardo di Capua, das er dem verstorbenen Luciano Pavarotti, seinem großen Vorbild, widmete. Im Duett aus der Fledermaus und aus West Side Story zeigte sich jedoch, dass ihre Stimmen nicht hundertprozentig harmonierten.

In der Pause bekam das Orchester etwas für die innere Wärme in flüssiger Form - was ihren Elan beflügelte. Es ging weiter mit einem Potpourri aus der Filmmusik "Titanic" von James Horner. Anscheinend war nach der kleinen Stärkung den Musikern dann auch warm, denn zusätzlich gab es noch einiges aus Händels Feuerwerksmusik, der diese seinerzeit für den König von England schrieb.

Zuletzt dann die "inoffizielle" englische Nationalhymne "Pomp & circumstance no. 1" von Edward Elgar. Dann endlich durfte auch das Publikum richtig singen. Und es hatte auch sichtlich Spaß an dem, man kann es wohl so nennen, jährlichen Ritual. Die Texte sämtlicher Lieder hatten die meisten schon verinnerlicht, und zum Ablesen war es sowieso bereits zu dunkel. Und diejenigen, die noch üben müssen, kommen nächstes Jahr bestimmt wieder. Dann wird es wieder die British Days geben, mit Messe und Konzert, versprach der Veranstalter.