Pogromnacht: Überlebende erzählen Geschichte aus erster Hand

Zur Pogromnacht planen Jugendliche des Berufskollegs eine Gedenkfeier in der neuen Synagoge.

Uerdingen. Es ist eine ungewöhnliche Freundschaft - zwischen zwei jüdischen älteren Herren und neun Schülern des Berufskollegs Uerdingen. Der Gedankenaustausch mit den beiden jüdischen Überlebenden Rolf Gompertz und John Rosing, die aus Krefeld nach Amerika flüchten konnten, wird die Jugendlichen für ihr Leben prägen. Von ihnen haben die Schüler der Höheren Fachschule Technik mehr erfahren, als sie jemals in Büchern lesen können.

"Es ist wichtig, sich diesen Teil der Geschichte in Erinnerung zu rufen, um nicht zu vergessen", sagt Berufsschulpfarrer Kai Schäfer. Seit 2003 hält Schäfer, mit der mittlerweile sechsten Generation von Schülern, die Erinnerung an die Pogromnacht vom 9. November 1938 in Krefeld wach.

Am Montag gestalten seine Schüler ein ökumenisches Gedenken in der neuen Synagoge an der Wiedstraße. "Dies ist etwas besonderes, denn es gibt keine Vorschrift, wie ein christlich-jüdischer Dialog abläuft", erklärt Pfarrer Schäfer.

Die Schüler des Berufskollegs wollen ihr Projekt "virtuelle Re-Konstruktion der alten Synagoge an der Peterstraße" präsentieren und das Gedicht "Snapshots of a life - Blitzlichter eines Lebens" vortragen. Geschrieben hat die bewegenden Worte Rolf Gompertz.

Der 80-Jährige hat seine Sicht auf Zerstörungen und Morde von 1938, seine Angst, seinen Hass und seine Aussöhnung mit der Geschichte festgehalten. 1988 hatte Gompertz in Krefeld zum 50. Jahrestag die Gedenkrede gehalten. Nun formuliert er abermals Worte im jüdisch-christlichen Dialog.

Die Schüler sind beeindruckt. "Die Schilderung eines Opfers des Pogroms zu hören ist so viel intensiver", sind sie sich einig. Der 17-jährige Andreas Jonderko sagt: "Selbst etwas zum Gedenken zu tun ist wichtig. Vor allem, weil es andere animieren kann, auch etwas zu tun." Hogir Darwish wurde von seinem persönlichen Schicksal motiviert, sich für mehr Toleranz einzusetzen. "Ich bin selbst Flüchtling und kenne die Gefühle von Vertriebenen", sagt der 20-jährige.

Das ökumenische Gedenken, welches unter Mitwirkung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), dem Evangelischen Kirchenkreis Krefeld-Viersen und der Katholischen Kirche mit der Jüdischen Gemeinde Krefeld abgehalten wird, beginnt am Montag, 16.30 Uhr, in der Synagoge an der Wiedstraße und ist öffentlich.