WZ-Bus: Geplante Autobahn und Rheinbrücke - „Standort ist unzumutbar“
Die Pläne für eine zweite Rheinbrücke und den Ausbau der B 288 stoßen bei vielen WZ-Leser auf Ablehnung.
Krefeld. Wolfgang Rudies hat sich vor kurzem eine Eigentumswohnung an der Düsseldorfer/Ecke Mündelheimer Straße gekauft und sorgt sich nun um die Wertminderung. "Es ist unzumutbar, dass in dieser bewohnten Gegend ein Zubringer gebaut werden soll", sagt er. "Auch im Hinblick auf das Projekt Rheinblick sind die geplante Autobahn und Brücke unangebracht."
Was aus dem Rheinblick-Projekt angesichts einer nahe gelegenen Autobahnbrücke wird, fragt sich auch Hans-Joachim Haake. "Uerdingen wird doch eingeschränkt", sagt er. Erst müsse mit aller Kraft die Untertunnelung der Autobahn57 vorangetrieben werden, bevor man sich Gedanken über eine weitere Autobahn mit einer neuen Brücke mache.
Renate Kemper fordert eine andere Lösung: "Die neue Rheinbrücke sollte im Süden gebaut werden. Dort gibt es nur Brachland und Industrie. Im Norden würden die Bewohner beeinträchtigt."
Um eine stärkere Belastung durch den Lkw-Verkehr macht sich Irmtraut Münchmeier Sorgen, die an der Mündelheimer/Ecke Alte Krefelder Straße wohnt: "Bereits heute fahren bis zu 300 Lkw täglich an meinem Fenster vorbei. Nachts wackelt sogar manchmal mein Bett. Wenn die Autobahn kommt, werden wir Anwohner noch stärker vom Lärm und den Emissionen belästigt."
Werner Fuhr packt das "blanke Entsetzen", wenn er an die neue Autobahn denkt. "In den 70er Jahren bauten Bund, Land und Stadt eine Nord-Süd-Autobahn mitten durch Krefeld, mitten durch Wohngebiete. Das Ergebnis: Unmenschliche Lärm- und Feinstaub-Belastungen sowie riesige Wälle und Mauern", sagt er. "Und nun wird eine Ost-West-Autobahn mitten durch Krefeld geplant mit einem riesigen Autobahnkreuz mitten in einem Wohngebiet." Dann fügt er hinzu: "Mündelheim bekommt einen Tunnel, für Krefeld sind Schutzmaßnahmen nicht geplant."
Einen Tunnel fordern vor allem die Mündelheimer Bürger. Doch Markus Ebel, zweiter Vorsitzender des dortigen Bürgervereins, will zunächst einmal alles daran setzen, den Autobahn-Bau zu verhindern. "Sie ist vierspurig geplant, und es wird Tempo120 möglich sein", erklärt er. Die vorgesehene Tieflage im Bereich Mündelheim bedeute auch, dass zur Rheinbrücke eine enorme Steigung zu fahren sei. "Da geben die Lkw-Fahrer richtig Gas und entsprechend hoch ist der Abgas-Ausstoß", sagt Ebel.
Dass die Lastwagen künftig direkt vor seiner Haustür auf einer Autobahn vorbeirauschen, diese Befürchtung hat auch Hermann-Josef Lambertz, der an der Linner Straße wohnt. "Und dann erwartet uns ja auch noch der Eiserne Rhein."
"Das hat auch ein bisschen mit Wohlstand zu tun", sagt Klaus Mertenschledde zu den Autobahn- und Brückenplänen. "Wenn man den will, muss man auch solche Sachen in Kauf nehmen. Die Bahn ist jedenfalls nicht in der Lage, die Geschäfte zu beliefern."
Als Chance für Krefeld sieht Günter Pesch eine zweite Rheinbrücke: "Krefeld ist die größte Stadt am linken Niederrhein, die nur dann eine Zukunft hat, wenn sie für Industrieunternehmen interessant ist." Großindustrie brauche schnelle und günstige Wege.